AKNW-Kampagne vor Ort in der „Zentrale“ des UmBauLabors: Die jungen Planer*innen zeigten sich begeistert von dem Projekt, das ihnen von Santana Gumowski (l.) sowie Peter Köddermann (r.) und Lillith Kreiß (2. V. r.) von Baukultur NRW vorgestellt wurde. - Fotos: Christof Rose/Architektenkammer NRW

Bestandsarbeit im „UmBauLabor“

Wie können alte, über Jahrzehnte vernachlässigte Gebäude vor dem Abriss bewahrt und für die Zukunft fit gemacht werden? Diese Frage stand im Mittelpunkt des Besuchs einer Gruppe junger Planerinnen und Planer im neuen „UmBauLabor“ der Landesinitiative Baukultur NRW in Gelsenkirchen.

02. Februar 2024von Christof Rose

Am 31. Januar erhielten Studierende und Junior-Kammermitglieder im Rahmen der Kampagne „JA*/Junge Planer“ der Architektenkammer Nordrhein-Westfalen die Gelegenheit, in einer Preview das neue (noch nicht offiziell eröffnete) „UmBauLabor“ an der Bergmannstraße 23 zu besichtigen und mit den Projektverantwortlichen über Ziele und Nutzungskonzepte für das 1902 errichtete Wohn- und Geschäftshaus zu sprechen.

Die Projektleiterin des UmBauLabors, Lillith Kreiß, und die zuständige Projektmanagerin Santana Maria Gumowski führten durch das Bauwerk. „Man kann an diesem Gebäude viel Geschichte sehen, die es zu erkunden gilt“, sagte Lillith Kreiß. Die Historie des Gebäudes lasse sich in Schichten wiederentdecken, die nach und nach freigelegt würden.

Das Haus im Gelsenkirchener Stadtteil Ückendorf war im Jahr 1902 von einer Fleischer-Familie errichtet worden. Das Ladenlokal im Erdgeschoss mit Hinterhofbebauung dient dem Projekt UmBauLabor nun für drei Jahre als „Zentrale“, die für Besucher*innen aus der Nachbarschaft offenstehen soll und in der auch Arbeitsgruppen zusammenkommen können. „Das Projekt lebt vom Engagement der Initiativen aus der Nachbarschaft und von studentischen Forschungsarbeiten“, erläuterte Architektin Santana Gumowski den jungen Planerinnen und Planern. Fünf Hochschule haben bereits ihr Interesse an solchen Projektarbeiten angemeldet, viele weitere Institutionen unterstützen das „UmBauLabor“ der Initiative Baukultur NRW ideell und mit Sachbeiträgen - so auch die Architektenkammer Nordrhein-Westfalen.

Beim Rundgang durch das Gebäude wurde schnell klar, mit welchen Problemen vernachlässigte Wohnhäuser der Jahrhundertwende zu kämpfen haben: Wasser- und Schimmelschäden, veraltete Sanitär- und Elektrikanlagen, improvisierte Einbauten mit unbekannten Materialien. In Ückendorf kommen noch massive Bergschäden hinzu: Die Räume des Hauses an der Bergmannstraße 23 weisen spürbar Gefälle auf.

„Es geht uns nicht darum, dieses Haus zu sanieren oder Wege für mehr Energieeffizienz aufzuzeigen“, betonte Peter Köddermann, Programmgeschäftsführer der „Baukultur NRW“. Das UmBauLavor verstehe sich vielmehr als Reallabor, in dem exemplarisch an vier zentralen Themenfeldern gearbeitet werden solle: Zirkularität, Klima- und Ressourcenschutz sowie um wandelbare Raumprogrammierung. „Wir stellen hier Räume zur Verfügung, in denen sehr direkt die Auseinandersetzung mit und die Wiederverwendung von Materialien untersucht wird“, erläuterte Peter Köddermann. „Es geht auch darum, unsere Raumrealitäten in Frage zu stellen und Szenarien für Nachnutzungen zu skizzieren.“

Das Gebäude Bergmannstraße 23 gehört der „Stadterneuerungsgesellschaft Gelsenkirchen“, die sich seit 2011 darum bemüht, den verarmten Stadtteil Ückendorf aufzuwerten. Die Arbeit mit der Nachbarschaft und in dem Quartier stellt deshalb einen zentralen Baustein des UmBauLabors dar. So arbeitet beispielsweise Prof. Renée Tribble von der TU Dortmund mit einer Studierendengruppe seit November 2023 daran, die Nachbarschaft mit dem Projekt in der Verbindung zu bringen und gemeinsame Anliegen zu eruieren. „Die Studierenden haben alle Ladenlokale, Kioske und Kleinunternehmen aufgesucht und mit den Inhabern gesprochen“, berichtete Lillith Kreiß. Eine Herausforderung sei, dass der Großteil der Bewohnerschaft des Quartiers einen - meist noch frischen - Migrationshintergrund habe, sodass die Sprachbarriere überwunden werden müsse.

Die Gruppe von Junior-Kammermitgliedern und jungen Planerinnen und Planern zeigte sich bei der Führung Ende Januar begeistert von diesem außergewöhnlichen Projekt. „Im Studium haben wir gelernt, dass Bestanderhalt und Umnutzung die Aufgaben der Zukunft sind - und in der Praxis musste ich dann Abrissanträge bearbeiten“, sagte Julia Olpe. „Es ist gut, diese wichtigen Themen hier am konkreten Beispiel erleben und diskutieren zu können.“

Die offizielle Eröffnung des UmBauLabors findet mit Diskussionspanels und Führungen Mitte März 2024 statt.

 

Weitere Projektinfos unter https://baukultur.nrw/projekte/umbaulabor/

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