Digitalisierung und Nachhaltigkeit

„Nachhaltiges Planen und Bauen ist letztlich eine Frage der Grundhaltung!“ Mit dieser Kernaussage stellte Antonino Vultaggio, Gesellschafter von HPP Architekten in Düsseldorf, am 14. März zum Auftakt der 3. Staffel der „digital MONDAYs“ der Architektenkammer NRW das Projekt „The Cradle“ vor, das gegenwärtig im Düsseldorfer Medienhafen entsteht. Gemeinsam mit seiner Architektenkollegin Elena van Boxel sprach Vultaggio über den Zusammenhang von „Digitalisierung und Nachhaltigkeit“.

15. März 2022von Sanaz Kashi / Christof Rose

Eine Themenkombination, die aktueller denn je scheint. Dies zeigte sich auch an der regen Beteiligung der über 330 Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die sich über den Chat lebhaft an der live auf dem „Haus der Architekten“ übertragenen Zoom-Konferenz beteiligten.

„Die fortschreitende Digitalisierung durchdringt unsere gesamte Gesellschaft“, führte Katja Domschky, Vizepräsidentin der Architektenkammer NRW, in dem Abend ein. Zwar habe sich dieser Megatrend im Bauwesen bisher langsamer durchgesetzt als in anderen Branchen. „Gleichwohl: Das Tempo zieht an, und es gilt, dass wir uns als Berufsstand auf die damit verbundenen Änderungen einstellen und die Chancen konsequent nutzen, die uns die Digitalisierung bietet.“

Leuchtturmprojekt „The Cradle“

Was das in der Praxis bedeuten kann, will das Büro HPP Architekten aus Düsseldorf mit dem Projekt „The Cradle“ zeigen. Der Name verweist bereits auf das Grundkonzept, ein innovatives Bürogebäude nach den Grundsätzen von „Cradle to Cradle“ zu konzipieren. „Wir denken das Vorhaben holistisch“, erläuterte Antonino Vultaggio, der den ambitionierten Bau – „unser Leuchtturmprojekt in Sachen Nachhaltigkeit“ - als Projektarchitekt leitet. So sei in der Konzeptionsphase detailliert in einer Matrix dargestellt worden, welche Vorteile „The Cradle“ in verschiedenen Dimensionen aufweisen sollte: für die Umwelt, für die Stadtgesellschaft, für den Bauherrn, für die Nutzerinnen und Nutzer. „Es war klar: Als Unternehmen wollen wir Verantwortung übernehmen“, hob Antonino Vultaggio hervor.

So wurde das Gebäude von Beginn an auch als Rohstofflager für die Zukunft gesehen. Auf Basis des Kreislaufwirtschaftsgedankens wurde ein Nachhaltigkeitskonzept entwickelt, das problemloses Recycling und die Weiternutzung der verbauten Materialien und Produkte nach der Gebäudestandzeit ermöglicht. Zukunftsweisend seien nicht nur die klimafreundliche Bauweise, Materialien und Nutzung, sondern auch das Mobilitätskonzept des Gebäudes, unterstrich der Projektarchitekt. „Es reichte nicht aus, nur ein wenig nachhaltiger zu werden. Die Frage der Effektivität stand seit dem ersten Strich im Vordergrund der Planung“, betonte Antonino Vultaggio.

Digital holistisch arbeiten

Bei der Planung von „The Cradle“ wurde der Kreislaufgedanke mit der BIM-Methode (Building Information Modeling) verknüpft. Die Architekten arbeiteten in relevanten Fragen wie Energiekonzept, Tragwerks- und TGA-Planung übergreifend mit Spezialisten und planen das Gebäude durchgehend integral. Die Digitalisierung und die Anwendung der BIM-Methode werde bei HPP dabei „als Ermöglicher und Beschleuniger“ betrachtet, erklärte Elena van Boxel, die seit Jahresbeginn als „Head of digital transformation“ bei HPP Architekten tätig ist.

Grundsätzlich betrachteten HPP Architekten die Entwicklung neuer, digitaler Methoden und die Implementierung des digitalen Arbeitens als Bottom-up-Prozess. „Wir arbeiten mit Labs und kleinen Denkeinheiten, um die Belegschaft einzubinden und möglichst alle Kolleginnen und Kollegen für diesen notwendigen Innovationsprozess zu begeistern“, so Elena van Boxel. „Nur dann führt ein solch herausforderndes Projekt zum Erfolg.“

Immer wieder wurden die Teilnehmer daran erinnert, dass bei aller Digitalisierung und neuen Technologien die Architektur im Mittelpunkt stehen müsse. Die Architektinnen und Architekten müssten hierbei die Systemführerschaft behalten.

Mut zur Innovation – auch der Bauherren

Wichtig sei der Mut zur Innovation und die Bereitschaft zum Experiment, erläuterten Antonino Vultaggio und Elena van Boxel im Gespräch mit Moderator Christof Rose, dem Pressesprecher der Architektenkammer NRW. Dies gelte auch für die Bauherren bzw. Auftraggeber, die man aber überzeugen könne: „Mit einem Projekt wie ‚The Cradle‘ liefern wir den Nachweis, dass sich ökonomische Projektplanung und klimagereichtes Planen und Bauen nicht ausschließen - im Gegenteil“, versprach Antonino Vultaggio.

Die Reaktionen aus dem virtuellen Auditorium waren durchweg positiv bis begeistert. „Wir wünschen uns mehr Projekte wie diese!“; „Wann kann das Gebäude besichtigt werden?“ und „Bitte noch mehr Planung im Sinne von Nachhaltigkeit und Klimaschutz.“ – so lauteten nur einige der vielen Kommentare der Teilnehmerinnen und Teilnehmer.

„The Cradle“ befindet sich gegenwärtig im Rohbau und soll im Jahr 2023 eröffnet werden.

Weitere spannende Abende erwarten Sie auch bei den drei folgenden „digital MONDAYs“ der AKNW:

  • „Digitale Fabrikation“ (DFAB House, Zürich; 21.03.22);
  • „Von Digitaloptimisten und Start-Ups“ (REHUB und FORMITAS, 28.03.22) sowie
  • ein virtueller Museumsbesuch Thema „Künstliche Intelligenz“ (Deutsches Hygiene-Museum, 04.04.22).

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