„Drama, Raum und Licht“ – eine Raum-Inszenierung von Elisabeth Brockmann

Die Düsseldorfer Künstlerin Elisabeth Brockmann ist bekannt für ihre „großen Überraschungen“ in der künstlerischen Arbeit mit, an und in Gebäuden. Vom 14. März bis 24. April 2022 präsentiert das Baukunstarchiv NRW ihr jüngstes Projekt: „Drama, Raum und Licht“ ist eine eigens für das historische Gebäude am Ostwall 7 in Dortmund entworfene Inszenierung, mit der Elisabeth Brockmann den grandiosen Reinoldi-Lichthof in eine flammende Reflexion versetzt.

14. März 2022

Elisabeth Brockmann (*1955) studierte von 1974 bis 1981 Malerei bei Gerhard Richter an der Kunstakademie Düsseldorf. Mit künstlerischen Lichtinstallationen an Gebäuden, wie am Albertinum in Dresden und dem Olympiaschwimmbad München, erregte sie bundesweit Aufsehen.

Am Baukunstarchiv NRW in Dortmund verwandelt Elisabeth Brockmann mittels spezifischer, temporärer Eingriffe den leeren zentralen Lichthof des Hauses in einen faszinierend leuchtenden Raum. Mithilfe spezieller Film-Farbfilter erzeugt die Künstlerin eine Lichtstimmung, in welche die Besucherinnen und Besucher eintauchen. In die Architektur eingefügte Spiegel-Elemente sorgen dafür, dass die individuelle Perspektive sich ständig neu bricht und den Betrachtenden selbst zum Agierenden macht - und damit zum Teil der räumlichen Intervention.

„Elisabeth Brockmann greift mit ihrer Inszenierung den ungewöhnlichen Charakter des Lichthofs auf und erweitert ihn auf überraschende Weise“, erläutert Ernst Uhing, Präsident der Architektenkammer Nordrhein-Westfalen und Vorsitzender der Gesellschafter des Baukunstarchivs NRW. Bereits im Jahr 2009 war die Düsseldorfer Künstlerin über die Beziehung von Kunst und Bauwerk in einen anregenden Austausch mit der Architektenschaft getreten - mit einer Ausstellung im "Haus der Architekten" im Medienhafen. „Der Vorschlag, im neuen Zentrum der Baukultur in Dortmund, dem ‚Baukunstarchiv NRW‘, den Lichthof zu bespielen, hat mich gereizt, weil mich dieser Raum schon fasziniert hat, als er noch Teil des Museums am Ostwall war“, erklärt Elisabeth Brockmann. Das große Glasdach über dem Reinoldi-Lichthof hat es ihr angetan: „‚Alarm in der Kraftwerkzentrale‘ hat jemand meinen Entwurf für die Glasdecke genannt. Aber zugleich ging es mir um ein spezifisches Kirchenfenster-Glühen.“ Dazu wurden in einem „abenteuerlichen Installationsprozess“ spezielle Film-Farbfilter auf die einzelnen Glaselemente des Lichthofs aufgebracht.

Die Veränderung der Anmutung prominenter Bauwerke durch künstlerische (Licht-)Installationen haben Elisabeth Brockmann international bekannt gemacht. Nach frühen malerischen Arbeiten, Fotocollagen und eigenen Texten bediente sich die Künstlerin zunehmend fotografischer Mittel. Wiederkehrendes Thema ihrer Arbeiten ist das Spiel mit Licht und Transparenz. Elisabeth Brockmann arbeitet vielfach mit Leuchtkästen und gestaltete damit immer wieder große Kunst-am-Bau-Projekte. Bei ihren Werken im öffentlichen Raum stehen Inszenierung, Durchdringung und Illusion im Vordergrund, wenn zum Beispiel - wie am Zeughaus in Mannheim - alle Fenster der Front eines mehrstöckigen Ausstellungshauses zu einer intensiv blickenden Augenpartie verdichtet werden.

 

Interview mit Elisabeth Brockmann

Faszination von Licht und Raum

Mit ihrer Installation „Drama, Raum und Licht“ präsentiert die Düsseldorfer Künstlerin Elisabeth Brockmann ab dem 14. März 2022 im Baukunstarchiv NRW ihr jüngstes Projekt: Mittels spezifischer, temporärer Eingriffe verwandelt sie den leeren Lichthof des Hauses in einen faszinierend leuchtenden Raum, in dem die Besucher selbst zu Agierenden und damit zum Teil der räumlichen Intervention werden. Im Gespräch erläutert Elisabeth Brockmann den Hintergrund zu ihren Arbeiten.

Elisabeth Brockmann, Sie haben mit künstlerischen Lichtinstallationen an Gebäuden bundesweit für Aufsehen gesorgt - vom Albertinum in Dresden bis zum Olympiaschwimmbad München. Wie kam es zu dem Projekt im Baukunstarchiv NRW?
Meine Arbeit nimmt seit vielen Jahren konzeptionell Bezug auf Architektur. Schon im Jahr 2009 habe ich über diese Beziehung mit einer Ausstellung im "Haus der Architekten" in Düsseldorf einen anregenden Austausch mit der Architektenschaft erlebt. Der Vorschlag, im neuen Zentrum der Baukultur in Dortmund, dem "Baukunstarchiv NRW", den Lichthof zu bespielen, hat mich gleich elektrisiert, weil mich dieser Raum schon fasziniert hat, als er noch Teil des Museums am Ostwall war. Die dramatische Geschichte dieses Hauses, und ganz besonders des Lichthofs, ist atemberaubend. Wie Phönix aus der Asche hat Leonie Reygers ihn nach dem Krieg unbeirrt wieder auferstehen lassen und darin die kurz zuvor noch verfemte Kunst gezeigt. Wenn ich jetzt das Herzstück des Museums aufleuchten lasse, ist das auch eine Hommage an diese famose Museumsfrau. Auch deshalb heißt die Inszenierung „Drama, Raum und Licht“.

Sie haben ursprünglich Malerei studiert. Wie kamen Sie zur Ihren (foto-)grafischen Lichtarbeiten?
Mein Lehrer Gerhard Richter hat wirklich alles versucht, mich an die Staffelei zu bringen - vergebens. Oder zum Glück, denn meine Leinwand ist der Raum. Oder die Fassade. Fassaden sind das Gesicht des Hauses. In der englischen Sprache wird diese Verbindung in den Wörtern face und facade offensichtlich. In meinen bekannteren Installationen sind Augen so in die Fassade integriert, als würde das Gebäude selbst seine Umgebung in den Blick nehmen. Oft fühlen sich Passanten gesehen und projizieren ihrerseits einen Ausdruck in das entstandene Bild. Und wenn das Bild leuchtet, ist es leichter, sich davon ergreifen zu lassen.

Was erwartet die Besucher*innen im Baukunstarchiv NRW?
Es geht mir da wie einem Krimi-Autor: Die Lösung wird noch nicht verraten. Nur soviel: Der Lichthof wird vollkommen leer sein. Aber er leuchtet! Und er spiegelt! Sie werden im Raum Bewegung sehen, wo keine ist, nur Ihre eigene.

Wie aufwändig war das Projekt „Drama, Raum und Licht“ im Baukunstarchiv NRW für Sie in der Vorbereitung?
Es war abenteuerlich! Wir haben die Deckenkonstruktion von oben mit speziellen Farbfiltern bestückt, wie sie in der Film-Industrie verwendet werden, weil da oben extreme Temperaturschwankungen herrschen und normale Folien dem nicht standhalten. Zudem wollte ich das besondere Kirchenfenster-Glühen der Farben, das man nur mit Film-Filtern hinbekommt. Dieses spezielle Material stammt von einer Firma in London, und da der Brexit die Auslieferung zum richtigen Zeitpunkt unsicher gemacht hat, wurden bis zur endgültigen Entscheidung, welche Farben es genau werden sollen, bestimmte Töne in ein Zwischenlager in Madrid gebracht, von wo wir sie dann schließlich pünktlich abrufen sollten. Doch als es soweit war, stellte sich heraus, dass ein Farbton nicht mehr produziert werden konnte, weil in der Zwischenzeit durch eine Corona-bedingte Hafensperrung in China die Lieferung des notwendigen Granulats nicht mehr klappte. Schließlich wurde der passende Farbton in Amerika gefunden, das war meine Rettung. Jedes der 693 Rechtecke im Glasdach wurde einzeln von Hand bestückt. Aufgrund der Statik konnten wir nur in der Horizontalen arbeiten und mussten uns in spezielle Sicherheitsgeschirre einhängen, um beim eventuellen Durchbrechen der Glasdecke nicht abzustürzen. Außerdem wurden 21 riesige Spiegel gefertigt, die genau in die Laibungen des Lichthofs passen mussten. Teile davon kamen ebenfalls aus China – wir waren ziemlich erleichtert, als das Material da war und auch noch passte.

Interview: Christof Rose

Zur Ausstellung erscheint ein Katalog, der nach Abschluss der Präsentation im Baukunstarchiv NRW - dann mit Bildern des Projektes in Dortmund - erhältlich sein wird.

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