Expertengespräch

Expertengespräch: Energieeffiziente Sanierung und Denkmalschutz

Ein großer Teil bewohnter Denkmäler in Deutschland ist im Besitz von Eigentümern, deren materielle Existenz vom Erhalt und der Vermietbarkeit der Objekte abhängt und die angesichts drastisch gestiegener Energiekosten ihr denkmalgeschütztes Wohngebäude auf einen aktuellen energetischen Stand bringen wollen. Vor diesem Hintergrund lud die Architektenkammer Nordrhein-Westfalen Mitte April Experten zu einem offenen Meinungsaustausch ein.

15. April 2010von li

„Wir wollen mit Ihnen diskutieren, wie wir die berechtigten Interessen der Nutzer, Eigentümer und Mieter bewohnter Denkmäler mit den Ansprüchen der Denkmalpflege in Übereinstimmung bringen können“, eröffnete Kammerpräsident Hartmut Miksch den Dialog der 40 Experten aus den Bereichen der Architektur und Denkmalpflege, der Öffentlichen Hand, Wissenschaft und weiterer Entscheidungsträger. Prof. Dr. Uwe Mainzer, Landeskonservator für das Rheinland, betonte die Aufgabe der Denkmalpflege, das materielle Kulturerbe zu erhalten und vor Beeinträchtigungen zu schützen, zugleich aber auch sinnvolle Nutzungen zu ermöglichen.

Die Nutzung von Denkmälern muss ökonomisch und ökologisch sinnvoll sein, ohne dass es zu kulturellen Verlusten kommt, war die Auffassung von Dr. Markus Harzenetter, Landeskonservator in Westfalen. Edgar Krings, Architekt aus Aachen, verdeutlichte in einem Impulsvortrag die Problematik anhand zahlreicher Praxisbeispiele. Krings betonte:„Denkmäler energetisch zu verbessern ist nicht einfach, aber es geht.“

Intensiv diskutierten die Experten denkmalgeschützte Wohngebäude aus der Gründerzeit, deren unverputzte Rückseiten sich oft für nachträgliche Wärmedämmung anbieten. Das energetische Gesamtkonzept muss aber auch in solchen Fällen die entscheidende Denkmalaussage über das Gebäude berücksichtigen. Von der Architektenkammer, aber auch seitens der Denkmalpflege besteht der Wunsch, Typologien mit Lösungsbeispielen zu entwickeln, wie es die Stadt Essen für die Margareta-Krupp-Siedlung plant.

Architekten sind die Fachleute für die nötigen Einzelfalllösungen, Gebäude denkmalgerecht so zu sanieren, dass sie geänderten Nutzungsanforderungen entsprechen, war die übereinstimmende Meinung der Experten. Es wurde vereinbart, gemeinsam die vielen guten Praxisbeispiele aus Nordrhein-Westfalen im Internet-Informationsangebot der Architektenkammer Nordrhein-Westfalen zu dokumentieren, Forschungsergebnisse zu verbreiten, Weiterbildungsangebote auszubauen und das Bewusstsein für das Problemfeld bei Eigentümern und Baubeteiligten zu schärfen. In der Diskussion wurden die verschiedenen Standpunkte der Akteure deutlich, aber auch der gemeinsame Wille, um Lösungen zu ringen.

Der konstruktive Dialog über tragfähige Konzepte im Spannungsfeld wirtschaftlicher Nutzung und Bewahrung des baukulturellen Erbes soll fortgesetzt werden.

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