Gesucht beim Euregionalen Architekturpreis 2009: Der Mut zum Experiment
Zum 19. Mal ist am 14. November in Aachen der Euregionale Architekturpreis (EAP) vergeben worden. Die Auszeichnung soll talentierte Nachwuchs-Architektinnen und -Architekten aus der Euregio Aachen-Maastricht-Lüttich motivieren und anspornen, sich weiterhin für eine ambitionierte und engagierte Architektur einzusetzen. Die international besetzte Jury vergab im Jahr 2009 drei Preise und sprach vier Anerkennungen aus. Alle Auszeichnungen gingen an Absolventinnen und Absolventen der RWTH Aachen.
Michael Arns, Vizepräsident der Architektenkammer Nordrhein-Westfalen, hob in seiner Begrüßungsansprache den verbindenden Charakter des EAP hervor: „Ich bin mir sicher, dass unser Euregionaler Architekturpreis in der Vergangenheit dazu beigetragen hat, den Austausch der Studentinnen und Studenten, der Absolventen und auch der Lehrenden über die Grenzen hinweg zwischen Belgien, den Niederlanden und Deutschland zu intensivieren und immer wieder zu beleben.“ Der Preis sei in gleicher Weise Ansporn zu einem fachlichen Wettstreit unter den beteiligten Hochschulen und Anlass zu einem intensiven gemeinsamen Austausch - und auch, wie am Abend des 14. November 2009, zum gemeinsamen Feiern.
Der Jury unter Vorsitz von Cédric Libert lagen insgesamt 35 Abschlussarbeiten von Studierenden der Hochschulen in Aachen, Maastricht, Lüttich und Diepenbeek/Hasselt vor. Insgesamt bescheinigten die Juroren allen Teilnehmern ein hohes Niveau ihrer Arbeiten. „Die Absolventen dieses Jahrgangs scheinen gute Studenten und auf ihr Berufsleben gut vorbereitet zu sein, und sie haben ihren Job gut gemacht“, heißt es im Protokoll der Jury. Allerdings vermissten die Juroren bei vielen Arbeiten den Mut zum Abenteuer: „Die Jury suchte nach Risiken, welche die Studenten bei der Planung ihrer Projekte eingegangen waren. Schließlich ist dies ein Lebensabschnitt, in dem man noch Risiken eingehen kann und dies daher auch tun sollte!“ Einige Studenten hätten sich zwar auf diesen Pfad begeben, jedoch nur in beschränktem Umfang. „Ein Risiko wird zu einem Manifest, wenn man einen Punkt überschreitet, bei dem es kein Zurück mehr gibt. Leider erreichte keines der diesjährigen eingereichten Arbeiten den Level eines Manifests, was eigentlich genau das ist, was von einer Diplomarbeit erwarten werden sollte“, so das bedauernde Urteil der Jury 2009.
Immerhin: Die Jury machte unter den eingereichten Arbeiten eine Reihe von „poetischen Plänen“ aus, und man entschied sich ganz eindeutig dafür, nach solchen Projekten Ausschau zu halten, die emotionale, manchmal sogar irrationale Aspekte mit überzeugenden Räumen und phänomenologischen Ansätzen am besten vereinen.
Gleichwohl fielen der Jury einige Arbeiten auf, die heraus stachen und mit Preisen versehen wurden:1. Preis: Luise Kister „Wasserkraftwerk Chlus“
Der erste Preis wurde an Luise Kister (RWTH Aachen) für ihre Arbeit „Wasserkraftwerk Chlus“ vergeben. „Dieses Projekt war vom ersten Augenblick an der Liebling der Jury und ist ein eindeutiger Gewinner“, betonte Cédric Libert. Das zweckmäßige Gebäude sei nach Einschätzung der Jury ein „Must-see“ für alle Architekturfans. Der programmatische Ansatz, anhand dessen es geplant wurde, habe zu einem außergewöhnlichen und emotionalen Raum geführt, der eine Reihe von Archetypen und Referenzen, wie zum Beispiel Piraneses Carcieri, aufwerfe. Als Teil einer leistungsfähigen Infrastruktur spiele das Gebäude mit der Höhe der Landschaft. „Dieses schön präsentierte Projekt wurde ganz eindeutig mit Liebe erschaffen.“2. Preis: Irina Matei „Das Haus der Fakultät“
Der zweite Preis ging an Irina Matei (RWTH Aachen) mit „Das Haus der Fakultät“. Dabei handelte es sich nach Einschätzung der Jury um eines der wenigen Projekte, die in einen urbanen Kontext eingefügt waren. Darüber hinaus sei die Arbeit ein sehr persönliches Projekt. Zwei unterschiedliche Türme, ein kleiner mit eleganten Proportionen und ein großer ungehobelter, liegen ausgleichend nebeneinander. Der große Turm ist noch nicht fertig und muss noch wachsen. Mit seinen Produktionsbetrieben auf mehreren Ebenen sei das Projekt viel mehr als nur eine Anhäufung von Geschossen.3. Preis: Adria Daraban „Slawisches Epos“
Der dritte Preis wurde Adria Daraban (RWTH Aachen) für ihr „Slawisches Epos“ zugesprochen. Dieses „äußerst romantische und politische Projekt“, so die Jury, besteht aus einem 200 m langen Gehweg vor zwanzig riesigen kontroversen Gemälden. Das Ergebnis ist nach dem Votum der Experten ein scharfer Kontrast beim Volumen zwischen der Kleinheit der Ausstellungszellen und der Größe der Landschaft. Die Zellen für die einzelnen Betrachter sind gut geplant und weisen eine sehr ungewöhnliche Form auf.
Vier lobende Erwähnungen
Die Jury entschied sich dafür, vier Projekte als lobende Erwähnungen auszuwählen:
- Sebastian Claussnitzer (RWTH Aachen) mit „Sonnenturm”
- Lio Cools (PHL Diepenbeek) mit „Rowin’ Line”
- Charlotte Matz (ISA St. Luc Liege/Lüttich) mit „Un centre d’interpretation a Pompei“
- Dietlind Schalte (RWTH Aachen) mit ihrem Projekt „Hochkant am Alsterfleet“
Weitere Infos zum EAP, zur Preisvergabe 2009 und zu den Begründungen der Jury unter www.eap-pea.org
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