Neue Serie: Junge Architektinnen und Architekten in NRW

Junge Architekten in NRW: Aktive Synergien

Bert Tilicke und Lars Rössing bauen wirklich nicht nur Passivhäuser. Aber dass ihr Büro für ganzheitliche Architekturkonzepte und Energieberatung so aktiv sein kann, hat auf jeden Fall damit zu tun. - Mit diesem Interview startet die AKNW eine neue Serie „Junge Architekten in NRW“, die in loser Folge fortgesetzt wird.

12. April 2005von Jens Frantzen

Bert Tilicke und Lars Rössing bauen wirklich nicht nur Passivhäuser. Aber dass ihr Büro für ganzheitliche Architekturkonzepte und Energieberatung so aktiv sein kann, hat auf jeden Fall damit zu tun. - Mit diesem Interview startet die AKNW eine neue Serie „Junge Architektinnen in NRW“, die in loser Folge fortgesetzt wird. In weiteren Beiträgen werden auch Büros der Fachrichtungen Innenarchitektur, Landschaftsarchitektur und Stadtplanung portraitiert.Der Gewinn des Landeswettbewerbs „Passivhaussiedlung in Leverkusen“ – ausgerichtet von der Architektenkammer gemeinsam mit dem NRW-Städtebauministerium – war für die Sieger der Startimpuls in die Unabhängigkeit. Mit diesem Großprojekt im Rücken konnten Lars Rössing und Bert Tilicke ihr Büro tr.architekten ausbauen und um den Standort Köln erweitern. 

Herr Tilicke, Herr Rössing, am Leimbacher Berg in Leverkusen sind schon fast alle Häuser des ersten Bauabschnitts ihrer Passivhaussiedlung verkauft. Ein gutes Gefühl?

Rössing: Auf jeden Fall, immerhin ist das Projekt die größte zusammenhängende Passivhaussiedlung in NRW. Ziemlich einmalig. Und wir sind natürlich stolz darauf, dass wir die planerische Arbeit bis zu dieser Qualität gebracht haben. Das hat zu unserer Kompetenzsteigerung innerhalb der Branche beigetragen.
Tilicke: Wir haben ja während der Wettbewerbsphase noch jeweils in anderen Büros gearbeitet. Und trotz der hauptberuflichen Tätigkeit haben wir unter Einsatz vieler Urlaubstage in mehreren Wochen die Planung entwickelt. Mit dem Projekt in Leverkusen konnten wir unser eigenes Büro, das es im Nebenerwerb schon in Bielefeld gab, auf stabile Füße stellen. Der Standort Köln kam hinzu, wir haben computermäßig aufgerüstet und unsere Strukturen professionalisiert.

Ihre Devise war also, zuerst mal in Vorleistung zu treten. Eine Investition in die Zukunft?

Rössing: Damals ging es uns vorrangig darum, erst einmal die Risiken richtig einzuschätzen. Wir wollten sicher sein, dass eine Selbständigkeit auch funktioniert, finanziell und organisatorisch.
Tilicke: Was uns dabei viel geholfen hat, waren unsere Synergien. Wir arbeiten eng mit einem Büro für Freiraum-, Stadt- und Landschaftsplanung in Bad Oeynhausen zusammen, und unsere Räume in Köln teilen wir uns sogar mit einem Büro für innovative Gebäudekonzepte. Dieser Netzwerkgedanke ist uns ganz wichtig: Kontakte multiplizieren und Kosten einsparen durch flexibel genutzte Hardware und Arbeitskräfte.

Würden Sie diese Synergie-Effekte als entscheidenden Wettbewerbsvorteil einschätzen?

Tilicke: Das Netzwerk ist sicherlich ein wichtiger Aspekt im Vergleich mit anderen Büros, aber genauso wichtig ist unsere breite Ausbildung.
Rössing: Vor unserer Gründung habe ich eine Weiterbildung zum beratenden Ingenieur für Gebäudeenergie gemacht. Das hat natürlich meine Arbeit als Architekt und somit auch die Ausrichtung unseres Büros beeinflusst. Aber wir wollen uns auf keinen Fall auf diese Sparte beschränken.

Weil Passivhäuser nicht tauglich für den Massenmarkt sind?

Tilicke: Das Hauptproblem der Passivhäuser ist momentan die Information. Drei Viertel der Kunden in Leverkusen haben gekauft, weil Sie von der Qualität der Architektur und der Siedlungsstruktur angesprochen wurden. Erst in zweiter Linie von den Vorteilen des Passivhauses und der Ökologie.

Wie schätzen Sie denn Ihre Zukunftschancen ein?

Tilicke: Uns geht es um nachhaltige, verantwortungsbewusste Architektur, die sowohl attraktiv als auch wünschenswerter Weise ökologisch und damit energiesparend ist. Und da das nicht nur Wohnkomfort, Gesundheit und Lebensqualität bedeutet, sondern mit der Energieeffizienz immer auch Kosteneffizienz einhergeht, können wir gar nicht so falsch liegen.  

Zu den Personen:
Lars Rössing, Jahrgang 1967, studierte Architektur in Bielefeld. Nach seinem Diplom 1994 arbeitete er in verschiedenen Büros in Münster und Köln. Einer anschließenden Weiterbildung zum beratenden In-genieur für Gebäudeenergie Mai 2001 bis April 2002 folgte der Schritt in die Selbständigkeit im Januar 2003.
Bert Tilicke, Jahrgang 1967, ist diplomierter Landschaftsarchitekt der Uni-Gesamthochschule Paderborn. Nachdem er in mehreren Büros in Leipzig und Bad Oeynhausen Erfahrungen gesammelt hatte, schloss er im Juni 2003 das Architektur-Diplom der FH Bielefeld ab. Mit Lars Rössing hatte er sich schon vorher selbständig gemacht. 

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