Kommentar: BIM - BAM - BOOM!

Haben wir deutschen Architekten da bisher etwas verschlafen? Mal ehrlich: Was wissen Sie über BIM - oder BAM - oder gar BOOM*? Vermutlich geht es Ihnen so wie mir. Von BIM, dem „Building Information Modeling“, hatte ich zwar schon gehört. Der tatsächliche Nutzen, die Möglichkeiten und die konkreten Anwendungen waren mir allerdings fremd - bis zu unserer Veranstaltung am 2. Mai im Düsseldorfer Sparkassen-Forum. Da hatten wir, erstmals gemeinsam mit unserer Schwesterkammer IK-Bau NRW, eine Informationsveranstaltung zum Zukunftsthema „BIM“ vorbereitet.

13. Mai 2013

Das Interesse der Ingenieure und Architekten an dieser ganztägigen Fortbildung hat uns - man muss es ehrlicherweise einräumen - überrascht. Es hat aber zugleich gezeigt, dass diese Planungsmethodik doch bereits von vielen unserer Fachkollegen als künftig unverzichtbar angesehen wird. Und offenbar wurde dieser interdisziplinäre Austausch von beiden Seiten, Ingenieuren wie Architekten, als äußerst fruchtbar empfunden. Insofern hat unsere Fachtagung den Blick geschärft für die für uns in Deutschland noch neue Planungssoftware und Methodik.

Um was geht es dabei? Die Gebäudedatenmodellierung BIM versteht sich als eine Methode der optimierten Planung, Ausführung und Bewirtschaftung von Gebäuden, ausgehend von Körpern in 3D. BIM erfasst, kombiniert und vernetzt alle relevanten Gebäudedaten digital, visualisiert diese geometrischen Daten als Computermodell. Ein wesentlicher Vorteil liegt somit in der  Anwendung in allen Lebensphasen eines Bauwerks, von den Planungsarbeiten über die Bauausführung bis zur Bewirtschaftung - ähnlich dem Prozess der Autoproduktion.

BIM geht dabei vom konkreten Planungsmodell aus, was bedeutet, dass die unterschiedlichsten Projektbeteiligten Zugriff auf denselben Entwurf nehmen und daraus Daten ableiten. Building Information Modeling bietet eine technische Basis für die Zusammenarbeit eines Planungs- und Ausführungsteams, die allen Beteiligten alle relevanten Daten und Projektansichten zur Verfügung stellt. Die Erfahrung zeigt, dass eine solche veränderte Arbeitsgrundlage auch die Herangehensweise und Methodik beeinflusst. So wird in BIM beispielsweise ein Teil der Ausführungsplanung zeitlich vorgezogen, weil zur Erstellung des Modells bereits viele konkrete Daten benötigt werden.

„Es ist nicht die Frage, ob Sie mit BIM arbeiten - sondern wann!“ Diese programmatische Aussage von Prof. Hans-Georg Oltmanns brachte die Aussagen der Referenten auf den Punkt. Denn in vielen anderen Ländern wird das Building Information Modeling bereits seit mehreren Jahren umfassend und erfolgreich eingesetzt. Ein Grund dafür dürfte in der Größe der Büros liegen, die beispielsweise in den USA um ein Vielfaches höher ist als bei uns. Je vernetzter die Planung, desto größer wird der Druck für alle Beteiligten, die eigene Arbeit als Layer in das gemeinsame Modell einzubringen und dadurch automatisch auf Kompatibilität hin zu überprüfen.
Fragen bleiben: Wie kann BIM in der Zukunft Arbeitsweisen ändern - und wie bekommen Architektinnen und Architekten ihre Leistungen in diesen teilweise neuen Arbeitsbereichen vergütet? Die Frage, wer eigentlich bei der Vielzahl von Projektbeteiligten die zentrale Koordination und Steuerung übernimmt, hat der Kollege Prof. Peter Russell in unserer BIM-Infoveranstaltung erfrischend eindeutig beantwortet: „Der Architekt hat die rechtliche Verantwortung für den Entwurf, also muss er auch der Koordinator sein.“

Viel Erfolg mit BIM, BAM und BOOM wünscht Ihnen
Ihr

 

Michael Arns
Vizepräsident der Architektenkammer
Nordrhein-Westfalen
arns@aknw.de

*BAM = „Building Assembly Model“ (für die Bauphase eines Gebäudes), BOOM = „Building Operation and Optimization Model“ (für die Betriebsphase)

Lesen Sie hierzu auch:

Bericht zur BIM-Veranstaltung

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