Kooperationsreise der AKNW mit dem Netzwerk Architekturexport der BAK nach Warschau und Danzig

Polen: Großes Potenzial für den Architekturexport

Mit einer Vielzahl interessanter Eindrücke und Informationen kehrte eine Architektendelegation Ende April aus Polen zurück. Insgesamt 22 Architektinnen und Architekten aus mehreren Bundesländern hatten vom 26. - 28. April an einer Markterkundungsreise teilgenommen, die von der Bundesarchitektenkammer und der Architektenkammer Nordrhein-Westfalen initiiert worden war. Die Reise wurde vom Bundeswirtschaftsministerium gefördert.

11. Mai 2006von Jörg Wessels

Das neue EU-Mitglied Polen weist derzeit ein rasantes Wachstum auf. Im Mittelpunkt der viertägigen Exkursion mit den Stationen Warschau und Danzig stand die Erkundung des Architekturmarktes in Polen und die Sondierung von Kooperationsmöglichkeiten mit polnischen Berufskollegen. Die Reiseteilnehmer zogen ein insgesamt positives Fazit dieser „fact-finding-mission“.

Den Auftakt des intensiven Fachprogramms machte ein Informationsgespräch in der Deutschen Botschaft. Der Leiter der Wirtschaftsabteilung, Dr. Volker Berresheim, stellte Eckdaten der Wirtschaftsentwicklung in Polen dar und skizzierte das Marktpotenzial für den Dienstleistungsexport deutscher Architekten. Die Korrespondentin der Bundesagentur für Außenwirtschaft (bfai), Beatrice Repetzki, informierte ausführlich über die aktuelle Entwicklung und Perspektiven des polnischen Immobilienmarkts. Der erste Reisetag wurde abgerundet durch die Einladung des deutschen Botschafters zur Teilnahme an einem informellen Treffen mit Repräsentanten deutscher Wirtschaftsunternehmen. Die Architektinnen und Architekten konnten hier interessante Hintergrundgespräche führen und sich aus erster Hand über die Erfahrungen deutscher Manager auf dem Ländermarkt Polen informieren.

Der zweite Tag stand im Zeichen des polnisch-deutschen Architektendialogs. Im Rahmen einer Veranstaltung des „Netzwerks Architekturexport“, die bei den polnischen Architekten großen Zuspruch fand,  wurden Positivbeispiele für die bilaterale Zusammenarbeit von Architekten vorgestellt. Der Vizepräsident der Polnischen Architektenkammer, Olgierd Dziekonski, informierte die Delegationsmitglieder umfassend über die rechtlichen Rahmenbedingungen für die Ausübung des Architektenberufes in Polen.

In Kooperationsgesprächen mit polnischen Berufskollegen, aber auch mit weiteren potenziellen Partnern, wie etwa Vertretern der Wohnungswirtschaft, Projektentwicklern und Bankern konnten die Delegationsmitglieder verwertbare Erstkontakte knüpfen, die in der Folgezeit vertieft werden können. Bestandteil des Informationsprogramms war darüber hinaus die Besichtigung aktueller Architekturprojekte in Warschau. Gesprächspartner in Danzig waren neben polnischen Berufskollegen aus der Region auch Wirtschaftsförderer und Mitarbeiter von Stadtplanungsämtern, mit denen Investitionsvorhaben bei Büro- und Gewerbeimmobilien, geplante Maßnahmen zur Modernisierung des Wohnungsbestandes und Projekte im Tourismusbereich erörtert wurden.

Als Ergebnis der Reise lässt sich festhalten, dass Polen ein interessanter Ländermarkt für den Dienstleistungsexport deutscher Architekten ist. Polen präsentierte sich den deutschen Architekten als ein Land im Aufbruch. Durch die allgemeine Wachstumsdynamik hat sich Polen zu einem attraktiven Investitionsstandort entwickelt.

Der prosperierende Bausektor bietet auf absehbare Zeit ein großes Wachstumspotenzial. Neben der Projektierung von Büroimmobilien und Logistikbauten gibt es vielfältige Aufgaben bei der Modernisierung des Gebäudebestandes und dem Neubau von Wohnungen. Experten prognostizieren für diesen Bereich auf mittlere Sicht einen durchschnittlichen Zuwachs in Höhe von rund 10 % jährlich. Mit der Vielzahl der Bauaufgaben, die sich aus der rapiden wirtschaftlichen Entwicklung des Landes ergeben, kontrastiert die Architektendichte, die in Polen weitaus geringer ist als in Deutschland. Es erscheint deshalb rational, wenn polnische Architekten mit Berufskollegen aus Deutschland kooperieren und Projekte gemeinsam realisieren.

Wie immer bietet das Auslandsgeschäft natürlich nicht nur Chancen, sondern birgt auch Risiken. Die Entscheidung für eine Geschäftstätigkeit als deutscher Architekt in Polen muss daher Ergebnis eines sorgfältigen Abwägungsprozesses sein. Als geeignete Markteinstiegsstrategie empfiehlt sich – unter den Gesichtspunkten von Aufwandsbegrenzung und Risikominimierung – in einem ersten Schritt zunächst die Zusammenarbeit mit einem polnischen Berufskollegen vor Ort.  

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