Positive wirtschaftliche Entwicklung - Ergebnisse der Strukturuntersuchung 2016

Im Mai und Juni 2016 wurden die freischaffend und baugewerblich tätigen Mitglieder der Architektenkammern aller Länder online zur Personal- und Auftragsstruktur ihres Büros, zu Umsätzen, Kosten und Erträgen im Jahr 2015 und zu Wettbewerbsteilnahmen des Büros befragt. Bundesweit beteiligten sich 6.919 Kammermitglieder an der Befragung. Dies entspricht einer Rücklaufquote von 15,7%. Durch die Architektenkammer Nordrhein-Westfalen wurden 9.359 Kammermitglieder zu der Befragung eingeladen. 1.842 Kammermitglieder füllten den Fragebogen aus (Rücklaufquote: 19,7%). Im Folgenden werden die zentralen Ergebnisse der Befragung dargestellt.

11. Oktober 2016von Nicole Reiß, Hommerich Forschung

Die Auswertung der Daten erfolgte durchgängig differenziert nach Bürogröße. Unterschieden wurden vier Größenklassen: Ein-Personen-Büros, bestehend aus einem Inhaber ohne weitere Beschäftigte, kleine Büros mit zwei bis vier tätigen Personen, mittelgroße Büros mit fünf bis neun tätigen Personen und große Büros mit zehn und mehr tätigen Personen. Als „tätige Personen“ gelten Inhaber, angestellte Mitarbeiter sowie freie Mitarbeiter. Nicht in die Berechnung der Bürogröße einbezogen wurden Aushilfen, Praktikanten und studentische Mitarbeiter. Teilzeitstellen wurden bei der Berechnung der Bürogröße in Vollzeitstellen umgerechnet. Eine Teilzeitstelle wurde als 0,47 Vollzeitstellen gewertet. Dies entspricht dem im Rahmen der Kosten- und Ertragsstrukturanalyse 2009 erhobenen durchschnittlichen Anteil einer Teilzeitstelle an einer Vollzeitstelle. In der damaligen Untersuchung wurde für jeden in einem Büro Beschäftigten die Wochenarbeitszeit erfasst.

Soziodemographische Zusammensetzung der Befragtengruppe
Unter den selbstständig tätigen Mitgliedern der Architektenkammer Nordrhein-Westfalen überwiegen die Männer mit deutlicher Mehrheit: 78 % der Befragten sind männlich, 22 % weiblich. Das durchschnittliche Alter der befragten Kammermitglieder liegt bei 55 Jahren. 7 % sind 40 Jahre oder jünger. Ein Viertel der Befragten (25 %) ist zwischen 41 und 50 Jahre alt. 40 % sind der Altersgruppe zwischen 51 und 60 Jahren zuzurechnen. Die verbleibenden 28 % der Befragten sind älter als 60 Jahre.
Der Frauenanteil variiert stark in Abhängigkeit vom Alter. Während Frauen nur 11 % der Altersgruppe zwischen 61 und 70 Jahren ausmachen, steigt er mit abnehmenden Alter über 23 % in der Altersgruppe zwischen 51 und 60 Jahren und 32 % in der Altersgruppe zwischen 41 und 50 Jahren auf 34 % bei den bis 40-Jährigen.

Mit 87 % gehört die überwiegende Mehrheit der befragten Kammermitglieder der Fachrichtung Architektur an. 8 % der Befragten ordnen sich (auch) der Fachrichtung Innenarchitektur zu, 7 % der Landschaftsarchitektur und 4 % der Stadtplanung.

Die Mehrheit der Befragten verfügt über einen Diplomabschluss einer Fachhochschule oder einer Technischen Hochschule oder Universität. Befragte mit einem Bachelor- oder Masterabschluss sind in der Minderheit: In der Fachrichtung Architektur verfügen 3,6 % der Kammermitglieder über einen Bachelor- oder Masterabschluss, in der Fachrichtung Innenarchitektur sind es 2,4 % und in der Fachrichtung Landschaftsarchitektur 5,1 % und in der Fachrichtung Stadtplanung 4 %. Mit 9 % hat weniger als jeder zehnte Befragte einen Teil seiner akademischen Ausbildung im Ausland absolviert. Die in diesem Zusammenhang meistgenannten Länder sind Großbritannien, USA und die Schweiz.
In ihre berufliche Fort- und Weiterbildung investieren die befragten Kammermitglieder durchschnittlich 30 Stunden pro Jahr. 16 % der Befragten geben an, sich maximal zehn Stunden jährlich weiterzubilden. 37 % wenden zwischen elf und 20 Stunden, 31 % zwischen 21 und 40 Stunden und 15% mehr als 40 Stunden pro Jahr für berufliche Fort- und Weiterbildung auf.

Zeitlicher Umfang der Berufstätigkeit
21 % der befragen Mitglieder der Architektenkammer Nordrhein-Westfalen waren in 2015 teilzeittätig, 79 % übten ihre berufliche Tätigkeit in Vollzeit aus. Hier zeigen sich deutliche Unterschiede zwischen den Geschlechtern. Während von den männlichen Befragungsteilnehmern 14 % teilzeittätig waren, lag der Anteil der Teilzeittätigen an den weiblichen Befragten mit 43 % mehr als dreimal so hoch.
Vollzeittätige Kammermitglieder arbeiteten im Jahr 2015 durchschnittlich 51 Wochenstunden. Die deutliche Mehrheit der vollzeittätigen Befragten arbeitete mehr als 40 Stunden wöchentlich (83 %). Die durchschnittliche Wochenarbeitszeit variiert mit dem Geschlecht: Vollzeittätige Frauen kommen auf eine durchschnittliche Wochenarbeitszeit von 47,5 Stunden. Bei Männern, die in Vollzeit tätig sind, beträgt die Wochenarbeitszeit im Schnitt 51,9 Stunden - und damit fast 4,5 Stunden mehr.

Die Arbeitszeit der teilzeittätigen Befragungsteilnehmer betrug 2015 durchschnittlich 25 Stunden. Etwas mehr als die Hälfte der Teilzeittätigen (54 %) arbeiteten weniger als 30 Stunden wöchentlich. 27 % hatten eine Wochenarbeitszeit von 30 Stunden. 20 % der teilzeittätigen Kammermitglieder arbeiteten mit 31 bis 37 Stunden pro Woche in vollzeitnaher Teilzeit.

Bei den in Teilzeit tätigen Befragten gibt es bezogen auf die wöchentliche Arbeitszeit keine ausgeprägten Unterschiede zwischen Männern und Frauen. Die weiblichen Teilzeittätigen arbeiteten 2015 durchschnittlich 24,7 die männlichen Teilzeittätigen 25,3 Wochenstunden. 69 % der vollzeittätigen Kammermitglieder bestreiten aus ihrer Architekten- oder Planertätigkeit maßgeblich ihren Lebensunterhalt bzw. den Lebensunterhalt ihrer Familie. 14 % haben zu diesem Zweck ein weiteres wirtschaftliches Standbein. 19 % der Befragten geben an, dass eine weitere Person zum Lebensunterhalt der Familie beiträgt.

Deutlich anders sieht die Situation bei den teilzeittätigen Befragten aus: Hier geben lediglich 21 % an, dass sie ihren Lebensunterhalt ohne weiteres wirtschaftliches Standbein und ohne den finanziellen Beitrag weiterer Personen allein aus ihrer Architekten- bzw. Planertätigkeit bestreiten können. 38 % der Teilzeittätigen sind auf ein weiteres wirtschaftliches Standbein angewiesen. Bei fast jedem zweiten
teilzeittätigen Kammermitglied (47 %) steuert eine weitere Person Einkünfte zum Lebensunterhalt der Familie bei. Bei gesonderter Betrachtung der vollzeittätigen Kammermitglieder zeigen sich geschlechtsspezifische Unterschiede. 83 % der männlichen und 72 % der weiblichen Vollzeittätigen bestreiten ihren Lebensunterhalt oder den ihrer Familie ausschließlich aus ihrer Architekten- bzw. Planertätigkeit. Die vollzeittätigen weiblichen Kammermitglieder geben doppelt so häufig wie ihre männlichen Kollegen an, dass eine weitere Person maßgeblich zum Lebensunterhalt der Familie beiträgt (21 % im Vergleich zu 10 %).

Bürogröße und Personalstruktur
Die als Büroinhaber tätigen Befragten führen deutlich überwiegend (80 %) kleine Unternehmen mit weniger als fünf tätigen Personen: 9 % sind teilzeittätige Inhaber eines Büros ohne weitere Mitarbeiter. Als Vollzeit tätige Inhaber ohne Mitarbeiter sind 33 % der befragten Kammermitglieder tätig. Bei 39 % handelt es sich um (Mit-)Inhaber kleiner Büros mit 2 bis 4 tätigen Personen. (Mit-)Inhaber mittelgroßer Büros mit 5 bis 9 tätigen Personen machen 13 % der Befragtengruppe aus. 7 % sind (Mit-) Inhaber großer Büros mit 10 und mehr tätigen Personen.

82 % aller Büroinhaber sind Männer, nur knapp ein Fünftel (18 %) sind Frauen. Mit zunehmender Bürogröße sinkt der Anteil weiblicher Inhaber. In Büros ohne weitere Mitarbeiter neben dem Inhaber liegt der Frauenanteil bei 22 %. Bei kleinen Büros mit 2 bis 4 tätigen Personen sind 20 % der Inhaber weiblich. In mittelgroßen bzw. großen Büros liegt der Anteil weiblicher Inhaber an allen Inhabern mit 9 % bzw. 8 % deutlich niedriger. Büros mit ausschließlich männlichen Inhabern sind die Regel (78 %). Büros, die ausschließlich von Inhaberinnen geführt werden, haben einen Anteil von 15 % an allen Büros. 8 % der Büros haben sowohl männliche als auch weibliche Inhaber. Speziell unter den mittelgroßen bzw. großen Architektur- und Planungsbüros mit 5 und mehr tätigen Personen finden sich mit 2 % bzw. 3 % kaum Büros, die ausschließlich von Inhaberinnen geführt werden.
Das Personal der Büros setzt sich wie folgt zusammen: 23 % der in den Büros tätigen Mitarbeiter sind angestellte Kammermitglieder aller Fachrichtungen, 9 % sind Absolventen eines Architekturstudiums (aller Fachrichtungen) oder eines Studiums der Stadtplanung, jedoch (noch) keine Kammermitglieder. Bei 28 % handelt es sich um freie Mitarbeiter, bei 14 % um andere technische Mitarbeiter (andere Ingenieure, Bautechniker etc.). Administrative Mitarbeiter haben ebenfalls einen Anteil von 14 % am gesamten Personal der erfassten Büros. Auszubildende, Praktikanten, studentische Mitarbeiter und Aushilfen machen 11 % des Personals aus.

Differenziert nach Bürogröße zeigt sich, dass der Anteil der angestellten Kammermitglieder mit steigender Bürogröße zunimmt. Er steigt von 14 % in kleinen Büros (2 bis 4 tätige Personen) über 36 % in mittelgroßen Büros (5 bis 9 tätige Personen) auf 44 % in großen Büros (10 und mehr tätige Personen). Auch der Anteil der Absolventen eines Studiums der Architektur (aller Fachrichtungen) oder der Stadtplanung ohne Kammermitgliedschaft nimmt mit zunehmender Bürogröße zu: von 7 % in kleinen Büros bis auf 15 % in großen Büros mit 10 und mehr Personen. Der Anteil der freien Mitarbeiter sinkt demgegenüber mit steigender Zahl der Beschäftigten. Machen freie Mitarbeiter in kleinen Büros noch 37 % des Personalbestands aus, liegt ihr Anteil in großen Büros nur noch bei 7 %. Der gleiche Zusammenhang gilt für Praktikanten, studentische Mitarbeiter und Aushilfen. Dieses Ergebnis deutet darauf hin, dass kleinere Büros durch freie Mitarbeiter, Praktikanten, Studenten und Aushilfen versuchen, möglichst flexibel zu bleiben, um möglichen Schwankungen der Auftragslage leichter begegnen zu können.

Die Zahl der Mitarbeiter ist im letzten Jahr in der Mehrzahl der Büros (64 %) konstant geblieben. 26 % der Büros haben in 2015 zusätzliche Mitarbeiter eingestellt. Zurückgegangen ist die Zahl der Beschäftigten nur in 10 % der Büros. Vor allem in großen Büros mit 10 und mehr tätigen Personen ist der Personalbestand im letzten Jahr gewachsen. 58 % dieser Büros haben 2015 neue Mitarbeiter eingestellt. Die Vergleichsanteile für kleine und mittlere Büros fallen mit 18 % bzw. 37 % (teils deutlich) geringer aus.

Offene Stellen hatten 2015 insgesamt 46 % aller Büros zu besetzen. Die Personalsuche gestaltete sich häufig schwierig: 64 % der Büros, die offene Stellen zu besetzen hatten, berichten von Problemen bei der Besetzung dieser Stellen; dies entspricht 29 % aller Büros. Differenziert nach Art der gesuchten Mitarbeiter zeigt sich folgendes Bild: 41 % aller Büros hatten im Jahr 2015 offene Stellen für Absolventen der Fachrichtungen Architektur, Innenarchitektur, Landschaftsarchitektur oder Stadtplanung zu besetzen. 56 % dieser Büros geben an, Schwierigkeiten bei der Besetzung der Stellen gehabt zu haben (dies entspricht 23 % aller Büros). Große Büros, in denen 10 und mehr Personen tätig sind, hatten 2015 überdurchschnittlich oft Stellen für Absolventen der Fachrichtungen Architektur, Innenarchitektur, Landschaftsarchitektur oder Stadtplanung neu zu besetzen (88 % im Vergleich zu 41 % bei allen Büros). Zudem sahen sich große Büros deutlich häufiger mit Schwierigkeiten bei der Besetzung solcher Stellen konfrontiert als die übrigen Büros (67 % aller großen Büros hatten Schwierigkeiten bei der Neubesetzung dieser Stellen im Vergleich zu 23 % aller Büros). Offene Stellen für Ingenieure anderer Fachrichtungen gab es 2015 in 27 % der Büros. Hier bereitete die Suche nach geeigneten Mitarbeitern offensichtlich weniger Schwierigkeiten. Nur 27 % dieser Büros berichtete von Schwierigkeiten bei der Suche nach geeigneten Kandidaten (das entspricht 7 % aller Büros).
Ähnlich stellt sich die Situation bei der Suche von anderen technischen Mitarbeitern (wie z. B. Bauzeichnern oder Bautechnikern) dar. Offene Stellen dieser Art hatten 2015 32 % der Büros zu besetzen.

In 40 % dieser Büros war die Personalsuche mit Schwierigkeiten verbunden (dies entspricht 13 % aller Büros). Stellen für kaufmännische oder administrative Mitarbeiter waren 2015 in 24 % aller Büros neu zu besetzen. In 9 % dieser Büros bereitete die Personalsuche Probleme (dies entspricht 2 % aller Büros). Ähnlich verhält es sich mit Praktikantenstellen: 29 % aller Büros hatten 2015 Praktikantenstellen neu zu besetzen. 12 % dieser Büros berichten von Schwierigkeiten bei der Besetzung der Stellen (4 % aller Büros). Formelle (im Gegensatz zu bloß gelegentlichen) Kooperationen mit anderen Architektur- oder Planungsbüros bestehen überwiegend nicht (80 %). 17 % berichten von formellen Kooperationen mit einem anderen Büro im eigenen Land, 2 % kooperieren (auch) mit Architektur- oder Planungsbüros in einem anderen Land.

Auftragsstruktur und -lage
Die in 2015 erbrachten Leistungen der Büros entfallen überwiegend auf die Fachrichtung Architektur: 77% des Gesamtumsatzes der Büros wurden im Schnitt mit Leistungen der Fachrichtung Architektur erzielt. Durchschnittlich 7% des Umsatzes aller erfassten Büros sind auf Leistungen der Fachrichtung Innenarchitektur zurückzuführen. Auf Leistungen der Fachrichtungen Landschaftsarchitektur bzw. Stadtplanung entfielen 6% bzw. 1% des Gesamtumsatzes der Büros. 9% des Umsatzes entstanden durch Architektur- oder Planungsleistungen, die nicht eindeutig einer Fachrichtung zugeordnet werden können.

Neubau / Bestand
Die in 2015 erbrachten Leistungen der Büros verteilen sich zu ähnlichen Teilen auf die Bereiche „Neubau“ und „Bestandsbau“: 46% des 2015 erwirtschafteten Umsatzes entfielen auf den Neubau. Dem Bereich "Umbau, Modernisierung, Instandhaltung und Instandsetzung" waren durchschnittlich 54% des Umsatzvolumens zuzurechnen.
Mit zunehmender Größe der Büros wächst der Anteil der Neubau-Leistungen am Umsatzvolumen. In Ein-Personen-Büros und kleinen Büros mit 2 bis 4 tätigen Personen machte der Neubau-Anteil in 2015 weniger als die Hälfte des gesamten Umsatzes aus (40% bzw. 46%). In mittelgroßen (5 bis 9 tätige Personen) und großen Büros (10 und mehr tätige Personen) überwogen demgegenüber die Leistungen im Neubaubereich (58% bzw. 60% des Umsatzvolumens).

Art der Auftraggeber
Aufträge öffentlicher Auftraggeber sorgten im Jahr 2015 für einen durchschnittlichen Anteil von 12% am gesamten Umsatz der befragten Büros. Der Großteil des Umsatzes (88%) ging somit auf nicht-öffentliche Auftraggeber zurück.
Mit wachsender Bürogröße steigt der Anteil öffentlicher Aufträge am Büroumsatz: In Ein-Personen-Büros spielten öffentliche Auftraggeber mit einem durchschnittlichen Anteil von 9% nur eine untergeordnete Rolle. In Büros mit 2 bis 4 tätigen Personen fiel dieser Anteil mit 11% etwas höher aus. In mittelgroßen Büros (5 bis 9 tätige Personen) sorgten öffentliche Auftraggeber bereits für 17% des Umsatzes. Am höchsten fiel der Umsatzanteil öffentlicher Aufträge in großen Büros (10 und mehr tätige Personen) mit durchschnittlich 26% aus.

Durchschnittlich 9% des Gesamtumsatzes der Büros im Jahr 2015 waren auf kommunale Aufträge zurückzuführen. Der Umsatzanteil öffentlicher Aufträge auf Landesebene lag bei durchschnittlich 2%. Der Bund hatte mit 1% nur einen sehr geringen Anteil am Jahresumsatz der Büros.
Auf Seiten der nicht-öffentlichen Auftraggeber hatten Privatpersonen in 2015 den höchsten Anteil am Umsatz der befragten Büros. Durchschnittlich 52% des gesamten (durch öffentliche wie nicht-öffentliche Aufträge erwirtschafteten) Umsatzes der Büros waren auf private Bauherren zurückzuführen. Immobilienentwickler / Projektentwickler sorgten für 8%, andere gewerbliche Auftraggeber für durchschnittlich 19% des Umsatzes. Sonstige Auftraggeber wie Religionsgemeinschaften, Vereine, Verbände oder Stiftungen spielten mit einem durchschnittlichen Umsatzanteil von 9% eine vergleichsweise kleine Rolle.

Differenziert nach Bürogröße zeigt sich, dass der Anteil gewerblicher Auftraggeber am Büroumsatz mit zunehmender Bürogröße steigt. Lag er 2015 in Ein-Personen-Büros bei durchschnittlich 23%, so sorgten gewerbliche Auftraggeber in Büros mit 10 und mehr tätigen Personen im Referenzjahr für durchschnittlich 38% des gesamten Umsatzes. Der Anteil privater Auftraggeber am Büroumsatz geht hingegen mit steigender Bürogröße zurück. War 2015 in Ein-Personen-Büros und in Büros mit 2 bis 4 tätigen Personen der Löwenanteil des Umsatzes auf private Bauherren zurückzuführen (durchschnittlich 62% bzw. 54%), so spielten private Auftraggeber in mittelgroßen (5 bis 9 tätige Personen) und großen Büros (10 und mehr Tätige) mit einem durchschnittlichen Anteil von jeweils 36% bzw. 26% eine deutlich geringere Rolle.

Regionale Auftragsstruktur der Büros
Die Auftragsstruktur der befragten Büros ist stark von Aufträgen im eigenen Bundesland geprägt. Durchschnittlich 90% des gesamten Büroumsatzes wurden 2015 mit Aufträgen aus dem Bundesland erwirtschaftet, in dem das Büro seinen Standort hat. Aufträge aus anderen Bundesländern sorgten im Schnitt für 8% des Umsatzes. Aufträge aus dem Ausland spielten nahezu keine Rolle: So sorgten Aufträge aus dem europäischen Ausland bzw. aus dem außereuropäischen Ausland für jeweils 1% des Umsatzes des Büros.
5% aller befragten Büros haben in den letzten 12 Monaten Projekte im europäischen Ausland betreut. Weitere 3% betreuten (auch) Projekte im außereuropäischen Ausland. Die deutliche Mehrheit der Büros (93%) hat im letzten Jahr ausschließlich an Projekten innerhalb Deutschlands gearbeitet. Besonders häufig haben große Büros mit 10 und mehr tätigen Personen Projekte außerhalb Deutschlands betreut. 13% der Büros dieser Größe waren im europäischen Ausland, 6% im außereuropäischen Ausland tätig.
Schwierigkeiten im Rahmen ihrer Auslandstätigkeit bereitete den Büros in erster Linie die ungenügende Kenntnis baurelevanter Regeln und Vorschriften (33%). Darüber hinaus bereiteten einem Teil der Büros das örtliche Berufsrecht mit der Registrierungspflicht (23%) und ungenügende sprachliche Fähigkeiten (19%) Schwierigkeiten. 45% der Büros, die außerhalb Deutschlands tätig waren, haben keine größeren Schwierigkeiten erlebt.

Büros, die in den letzten 12 Monaten keine Projekte im Ausland betreut haben, wurden nach ihren Bedenken bezogen auf eine Auslandstätigkeit gefragt. Die größten Hemmnisse bestehen aus Sicht dieser Büros darin, überhaupt an Aufträge im Ausland zu gelangen (40% der Büros ohne Auslandstätigkeit im letzten Jahr äußern hier ihre Bedenken). 39% der ausschließlich in Deutschland tätigen Büros sehen eine Schwierigkeit in der ungenügenden Kenntnis baurelevanter Regeln und Vorschriften im Ausland. 33 % haben praktische oder persönliche Bedenken bezogen auf eine Tätigkeit im Ausland.

Umsätze im Berichtsjahr 2015
Der Pro-Kopf-Umsatz im Referenzjahr 2015 lag im Mittel bei 62 491 € (Median). Das arithmetische Mittel fiel mit 69 170 € höher aus, was auf eine rechtsschiefe Verteilung hinweist: Während die Zahl der Pro-Kopf-Umsätze unterhalb des arithmetischen Mittels lag, überstiegen die Umsätze pro Kopf in einer Minderheit der Büros das arithmetische Mittel deutlich. Mit zunehmender Größe der Büros steigen die Pro-Kopf-Umsätze. In Ein-Personen-Büros lag der Umsatz je Einzelunternehmer im Mittel bei 55 000 € (Median). In Büros mit 2 bis 4 tätigen Personen betrug der Pro-Kopf-Umsatz im Schnitt 54 422 €. Büros mit 5 bis 9 tätigen Personen setzten im Jahr 2015 im Mittel 73 679 € je Inhaber und Mitarbeiter um. In Büros mit 10 und mehr tätigen Personen lag der Umsatz pro Kopf bei 85 833 €. Seit der ersten Befragung zum Berichtsjahr 2006 ist der Pro-Kopf-Umsatz stetig gestiegen: von 46 222 € in 2006 über 50 754 € in 2008, 53 744 € in 2011 und 56 000 € in 2013 auf nunmehr 62 491 €.

Kosten variieren nach Bürostruktur
Die Pro-Kopf-Kosten (ohne Inhaberlohn) betrugen im Jahr 2015 im Mittel 25 000 € (Median). Die Kosten variieren deutlich in Abhängigkeit von der Bürogröße. In Ein-Personen-Büros fielen im Mittel Pro-Kopf-Kosten in Höhe von 15 000 € an. In kleinen Büros (2 bis 4 Tätige) betrugen die Pro-Kopf-Kosten 23 080 €. In mittelgroßen Büros (5 bis 9 Tätige) entstanden Kosten pro Kopf in Höhe von 48 082 € und in großen Büros (10 und mehr Tätige) fielen Kosten in Höhe von 64 846 € pro Kopf an.
Das Verhältnis von Personalkosten zu Sachkosten betrug im Referenzjahr 2015 79 % (Personalkosten) zu 19 % (Sachkosten). Mit zunehmender Bürogröße verschiebt es sich leicht zugunsten der Personalkosten. In Büros mit nur einem Inhaber ohne weitere Mitarbeiter beträgt der Anteil der Personalkosten an den Kosten des Büros 78 %, bei Büros mit 10 und mehr tätigen Personen liegt er bei 85 %.

Überschüsse hängen von Größe ab
Der Überschuss je Inhaber bzw. Partner lag im Jahr 2015 im Mittel bei 55 355 € (Median). Das arithmetische Mittel fällt mit 82 473 € deutlich höher aus (rechtsschiefe Verteilung). Dieses Verhältnis von arithmetischem Mittel und Median zeigt an, dass in der deutlichen Mehrzahl der Büros der Überschuss je Inhaber/Partner unterhalb des arithmetischen Mittels liegt, während in wenigen Büros deutlich höhere Überschüsse je Inhaber bzw. Partner erwirtschaftet werden.
Deutliche Unterschiede in der Höhe des Überschusses je Inhaber oder Partner sind in Abhängigkeit von der Größe der Büros festzustellen: Einzelunternehmer konnten in 2015 im Mittel einen Überschuss in Höhe von 37 250 € erwirtschaften (Median). In kleinen Büros mit 2 bis 4 tätigen Personen lag der Überschuss je Inhaber/Partner im Mittel bei 52 500€, in mittelgroßen Büros waren es 105 207 €. In Büros mit 10 und mehr tätigen Personen wurden in 2015 im Mittel Überschüsse in Höhe von 165 000 € je Inhaber/Partner erzielt.
Die Überschüsse je Inhaber haben sich seit dem ersten Berichtsjahr 2006 positiv entwickelt. In 2006 lag der Median für alle Büros noch bei 36 000 €. In 2008 waren es 42 500 €, in 2011 45 000 €, in 2013 46 000 € und in 2015 – wie oben bereits beschrieben – 55 355 €.
In durchschnittlich 26 % aller Büros lag der 2015 erwirtschaftete Überschuss je Inhaber bei maximal 30.000 €. Der Überschuss errechnet sich aus dem Gesamtumsatz eines Büros abzüglich der Gesamtkosten. Das Inhabergehalt wird im Rahmen dieser Berechnung nicht berücksichtigt. Es muss aus diesem Überschuss entnommen werden.

Bei Betrachtung der verschiedenen Bürogrößen zeigt sich, dass sich vor allem kleine Büros häufig in einer kritischen wirtschaftlichen Lage befinden: 40 % der Ein-Personen-Büros erwirtschafteten im Jahr 2015 einen Überschuss von maximal 30 000 €. In der Größenklasse der Büros mit 2 bis 4 tätigen Personen lag der Anteil der Büros mit Überschüssen je Inhaber von höchstens 30 000 € bei 24 %. In mittelgroßen (5 bis 9 tätige Personen) und größeren Büros (10 tätige Personen und mehr) fiel der Vergleichsanteil mit 6 % bzw. 9 % deutlich geringer aus.
Im Zeitverlauf zeigt sich auch hier eine positive Entwicklung. Der Anteil der Büros mit einem Überschuss pro Inhaber von maximal 30 000 € sank von 43 % in 2006 über 35 % in 2008, 34 % in 2011 und 32 % in 2013 auf jetzt 26 %. Noch immer stehen damit jedoch in einem Viertel der Büros am Jahresende maximal 30 000 € je Inhaber bereit, aus denen dieser sein Jahresgehalt einschließlich aller Sozialversicherungsbeiträge finanzieren muss.

Bauvolumen im Berichtsjahr 2015
Das Bauvolumen der betrachteten Büros lag im Jahr 2015 im Mittel bei 1,3 Millionen € (Median). Das arithmetische Mittel fiel mit 4.128.696 € deutlich höher aus (rechtsschiefe Verteilung). Dieses Verhältnis von arithmetischem Mittel und Median zeigt an, dass in der deutlichen Mehrzahl der Büros das Bauvolumen unterhalb des arithmetischen Mittels liegt, während wenige Büros deutlich höhere Bauvolumina zu verzeichnen hatten.
Das Bauvolumen eines Büros hängt erwartungsgemäß in starkem Maße von der Bürogröße ab. Einzelunternehmer hatten 2015 im Mittel ein Bauvolumen in Höhe von 550 000 € (Median). Bei Büros mit 2 bis 4 tätigen Personen lag das mittlere Bauvolumen bei 1.281.667€. Mittelgroße Büros mit 5 bis 9 Tätigen haben im Mittel ein Bauvolumen von 5 Millionen € erreicht, und in großen Büros mit 10 und mehr tätigen Personen betrug das mittlere Bauvolumen 12 Mio. €.
Die zukünftige Entwicklung ihres Auftragsbestands sehen die befragten Büros tendenziell positiv. 33 % gehen davon aus, dass sich ihr Auftragsbestand in den kommenden 12 Monaten positiv entwickeln wird. 17 % befürchten einen Rückgang ihrer Auftragszahlen. 42 % rechnen damit, dass sich ihr Auftragsbestand im Laufe des nächsten Jahres nicht verändern wird.

Stundensätze
2015 betrug der durchschnittliche Stundensatz für einen Inhaber, Partner oder Geschäftsführer 75 € (Median). Bei angestellten Architekten aller Fachrichtungen und Stadtplanern (Kammermitglieder) lag der Stundesatz im Mittel bei 65 € und damit 5 € höher als bei angestellten Absolventen eines Studiums
der Architektur, Innenarchitektur, Landschaftsarchitektur oder Stadtplanung, die keine Kammermitglieder sind (60 €). Technische Beschäftigte erzielten einen mittleren Stundensatz in Höhe von 50 €.
Unabhängig von der Beschäftigtengruppe gilt, dass die Stundensätze mit zunehmender Größe eines Büros ansteigen. Der mittlere Stundensatz für Inhaber liegt in Ein-Personen-Büros im Mittel bei 70 € (Median). In Büros mit 2 bis 4 tätigen Personen liegt er bei 80 €, in Büros mit 5 bis 9 Tätigen bei 85 € und in großen Büros (10 und mehr tätige Personen) bei 90 €. Bei angestellten Architekten aller Fachrichtungen und Stadtplanern (Kammermitglieder) liegen die mittleren Stundensätze in kleinen Büros bei 65 €, in großen Büros bei 75 €. Der mittlere Stundensatz für angestellte Absolventen eines Studiums der Architektur, Innenarchitektur, Landschaftsarchitektur oder Stadtplanung (keine Kammermitglieder) liegt in kleinen Büros bei 55 € und in großen Büros bei 65 €. Für technische Beschäftigte liegt der mittlere Stundensatz in kleinen Büros bei 45 € und in großen Büros bei 55 €.

 

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