
Revisited: Hochschule für Musik und Tanz in Köln - Selbstbewusstsein und Aufbruch
Es ist eng hier in den Gassen des Kölner Kunibertsviertels im Schatten der romanischen Basilika. Hier hinein, in die kleinteiligen Strukturen der Kölner Altstadt nördlich des Doms, hat sich vor rund 50 Jahren ein gewichtiger Betonbau gezwängt, der auch sonst nicht gerade zurückhaltend ist, sondern in deutlichen Rottönen auf sich aufmerksam macht. Die Rede ist von der Hochschule für Musik und Tanz (HfMT), der zweitältesten Musikschule Deutschlands und einer der größten Europas.
Sie ist mit so klingenden Namen verbunden wie dem des Komponisten Karlheinz Stockhausen, der in den 1970er Jahren hier an der Schule lehrte. Rund 1.200 Studierende und noch einmal mehrere Hundert Lehrende beleben heute den Campus, der in diesem Jahr viel Aufmerksamkeit erfährt. Das ganze Jahr über feiert man den 100. Geburtstag der Hochschule, die 1925 in Nachfolge der 1845 ins Leben gerufenen Rheinischen Musikschule gegründet wurde. Es wird Konzerte geben, Uraufführungen, Festwochen, Gedenkveranstaltungen und Vortragsreihen.
Dass dieser auffällige Gebäudekomplex in seinem Viertel dennoch nicht als Fremdkörper wirkt, sondern ganz selbstverständlich zum Altstadt-Inventar gehört, liegt in erster Linie an seiner aufgelockerten Struktur: Der Bau wird nicht als massiver Block, sondern als Ensemble aus kleinteiligen Baukörpern wahrgenommen – aus manchem Winkel erscheint er fast als kubistische Collage. Verantwortlich war die Architektengemeinschaft „Bauturm“ bzw. „Werkgruppe 7“, ein Zusammenschluss von sieben Kollegen, die 1969 den von Stadt und Land ausgeschriebenen Wettbewerb gewonnen hatten. Nur ein Jahr zuvor, 1968, hatte diese Gruppe sich auf Initiative von Erich Schneider-Wessling und
Peter Busmann, einem der Väter der Architektenkammer NRW, gegründet. 1972 war mit den Baumaßnahmen begonnen worden. 1975, vor 50 Jahren, hatte man für den Bau bereits den Kölner Architekturpreis gewonnen; zwei Jahre später erfolgte die Aufnahme des Lehrbetriebs.
Dass die HfMT heute unter Denkmalschutz steht, ist keine Überraschung. Zu offenkundig verraten ihre Merkmale den Geist der Epoche. Dazu gehört zuallererst der Sichtbeton, der den Bau bis zu einem gewissen Grad als einen Vertreter des Brutalismus ausweist. Markant sind ferner die scharfkantig wirkenden Vorsprünge bzw. mit kleinen Fenstern versehenen Erker, die die drei Straßenfassaden jeweils im oberen Drittel betonen. Es gibt Säulenreihen, Schrägdächer und Auskragungen, Fensterreihen und Betonbänder, eine ineinander verschachtelte Vielfalt, die Ausdruck der Nutzungsvielfalt des Inneren sein will und auch der Umgebung entspricht.
Das andere Merkmal ist eine für jene Jahre gleichfalls charakteristische Farbgebung, die mit roten Aluminiumverkleidungen an den Fassaden dem Beton kontrastiert. Im etwas gedrungen wirkenden Inneren setzt sich der Farbreigen mit grünen Wandverkleidungen, gelben Schließfächern und schließlich auch der gelben Bestuhlung im großen Konzertsaal fort. Hier, wie an anderen öffentlichen Gebäuden, demonstrierte man seinerzeit mit kräftigen Farben, die die bescheidene Blässe der Jahre zuvor hinter sich ließ, Selbstbewusstsein und Aufbruch – alles, nur keine Langeweile. Schließlich lädt ein offener, erhöht gelegener Innenhof nach Westen zur Entspannung ein.
Bei allen Feierlichkeiten in diesem Jahr – die Zukunftsaussichten der HfMT sind im Moment noch mit Unsicherheiten gemischt. Eine Grundsanierung des Gebäudes einschließlich der gesamten Technik ist überfällig und soll 2026 in Angriff genommen werden. Man wird dann den Betrieb für einige Jahre auslagern müssen und wartet daher umso dringender auf die Fertigstellung des Erweiterungsbaus, der gerade auf dem südwestlichen Nachbargrundstück entsteht. Dort, auf dem Gelände, das dem BLB NRW gehört (der selbst auch Bauherr ist), wird außerdem gerade das Gebäude der Fachhochschule für öffentliche Verwaltung saniert; wodurch, wenn alles fertig ist, die Hochschule nicht nur einen neuen Konzertsaal erhält, sondern mit Bibliothek, Proberäumen, Cafeteria und Kita gleich einen kompletten zweiten Campus. Den Wettbewerb für diese Erweiterung (BGF: 15.000 m2) hatte 2015 HPP für sich gewinnen können; wodurch – das ist dann doch das Positive – der wertvolle innerstädtische Standort der Hochschule langfristig gesichert wäre.
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