„Über Leben und Bauen“ - Niklaus Fritschi: Memoiren
Dass Architekten ihre Memoiren schreiben, kommt nicht allzu oft vor, obwohl der Berufsgruppe ein gewisses Geltungsbedürfnis ja durchaus nachgesagt wird. Einer von ihnen ist der aus St. Gallen stammende, in Düsseldorf heimisch gewordene Professor Niklaus Fritschi, der passend zu seinem 80. Geburtstag nun ein Buch über sein Leben und seine Arbeit geschrieben hat.
Das Buch verzichtet auf bautechnische Details, erzählt stattdessen von Reisen und Freunden, gibt Einblick in manche Projekt-Hintergründe und verzichtet auch nicht auf kurze Reflexionen etwa zu Fragen des Städtebaus. Man begegnet dem Lehrer an der Kunstakademie Hans Hollein, in dessen Atelier die Entwürfe für Fritschis erstes großes Projekt entstanden, den Erweiterungsbau des Düsseldorfer Stadtmuseums, einem seltenen Dokument der Postmoderne. Vom Kommilitonen Thomas van der Valentyn ist die Rede und dem ungarischen Architekten und Freund Attila Kotányi; man liest von den organisatorischen Qualitäten von Ehefrau und Architektin Gudrun.
Erwähnt wird auch so mancher der Stadtoberen, die mit dem baukünstlerischen Ansatz Fritschis meist fremdelten. Das galt für die polychromen Stadthäuser im Stadtteil Gerresheim wie für das Projekt, mit dem Fritschi und sein 1992 gegründetes Büro „Atelier Fritschi Stahl Baum“ schließlich überregionale Bekanntheit erlangten: den später mit dem deutschen Städtebaupreis ausgezeichneten Umbau der Rheinpromenade, mit dem Stadt und Fluss sich wieder nahekamen. Bis die Gestaltungspläne umgesetzt werden konnten, musste einiges an Überzeugungsarbeit geleistet werden: „Unsere blauen Wellenplatten für das Promenadenpflaster lösten Stürme der Entrüstung aus.“ Man befand, erinnert sich Fritschi, eine Großstadt müsse grau tragen. Mit zum Projekt gehörte auch das riskant unter die Rheinkniebrücke gesetzte Apollo-Theater und, in einem unterirdischen „Restraum“, ein schmaler Ausstellungssaal (das KiT) mit oberirdischem Pavillon – Einrichtungen, deren architektonische Erscheinung der „Kunststadt“ Düsseldorf nicht so schlecht zu Gesicht stehen und vom Stadtbild heute nicht mehr wegzudenken sind.
„Über Leben und Bauen: Niklaus Fritschi – vom Bauzeichner in Rorschach zum Städtebauer in Düsseldorf“, Droste Verlag, Düsseldorf; 230 Seiten mit Zeichnungen des Autors und Abbildungen der Werke, 35 Euro.
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