Architekten und Ingenieure in NRW appellieren an die Landesregierung:

Architekten und Ingenieure in NRW appellieren an die Landesregierung: Honorarordnung jetzt modernisieren!

„Die Honorarordnung für Architekten und Ingenieure (HOAI) muss in diesem Jahr dringend reformiert werden!“ Mit diesem Appell haben sich die Architektenkammer Nordrhein-Westfalen und die Ingenieurkammer-Bau NRW jetzt gemeinsam an NRW-Ministerpräsident Peer Steinbrück gewandt. „Es geht um eine Verbesserung des Schutzes der Verbraucher, und es geht um die Existenz vieler Architekten- und Ingenieurbüros in Deutschland“, erklärten Hartmut Miksch, Präsident der Architektenkammer, und Peter Dübbert, Präsident der Ingenieurkammer-Bau, heute (18.02.03) auch im Namen der Architekten- und Ingenieurverbände in NRW nach einer gemeinsamen Tagung in Düsseldorf. Die HOAI biete eine ausgewogene und für den Bauherrn sichere Grundlage für die Honorierung von Planungsleistungen. „Überlegungen, die HOAI abzuschaffen, sind deshalb ein Irrweg“, warnt Kammerpräsident Hartmut Miksch. Allerdings sei eine Reform des Regelwerks dringend geboten.

18. Februar 2003

Hintergrund des Appells der nordrhein-westfälischen Baukammern an Ministerpräsident Steinbrück ist die Veröffentlichung des Gutachtens „Statusbericht 2000plus Architekten / Ingenieure“, das im Auftrag des Bundeswirtschaftsministeriums erstellt wurde. Das Gutachten bestätigt, dass die Honorarordnung für Architekten und Ingenieure grundsätzlich notwendig ist. „Die HOAI ermöglicht einen fairen Leistungswettbewerb und ist ein Instrument zum Schutz gerade kleiner Bauherren, da sie auf dem unübersichtlichen Markt der Planungsleistungen für Transparenz sorgt“, erläutert Kammerpräsident Miksch. Das Gutachten des Bundeswirtschaftsministeriums weise nach, dass die Honorarordnung volkswirtschaftlich sinnvoll ist. „Es ist im Interesse der Allgemeinheit, dass Planungsleistungen nicht nach ihrem Preis, sondern nach ihrer Qualität beurteilt werden“, erklärt der Präsident der Ingenieurkammer-Bau, Peter Dübbert. Nur so könne eine hohe Planungsqualität und damit ein hohes Niveau der Baukultur in Deutschland sichergestellt werden. Die HOAI schaffe die Voraussetzung für kompetente Planung und wirtschaftliches Bauen und sei damit „ein unverzichtbares Instrument“ für die Vergabe von Planungsleistungen.

Architekten und Ingenieure in Nordrhein-Westfalen wenden sich deshalb mit Nachdruck gegen Überlegungen von Bundeswirtschaftsminister Wolfgang Clement, die Verordnung im Rahmen eines „Masterplans Bürokratieabbau“ ganz abzuschaffen. „Das hieße, das Kind mit dem Bade auszuschütten“, warnt der Präsident der Architektenkammer Hartmut Miksch. Notwendig sei eine „Deregulierung mit Augenmaß“.

Richtig und dringend geboten ist es nach Auffassung der nordrhein-westfälischen Baukammern, die Honorarordnung für Architekten und Ingenieure, die für Auftraggeber wie für Auftragnehmer bindend gilt, zu modernisieren. So sollten künftig die in der Honorarordnung festgelegten Leistungsphasen gestrafft und die Kosten- und Terminsicherheit erhöht werden. „Die HOAI muss für die Verbraucher einfacher und verständlicher werden“, so die Architektenkammer und die Ingenieurkammer-Bau. „Wir wollen dabei helfen, Bürokratie abzubauen und den Paragrafen-Dschungel in Deutschland zu lichten.“ Das vorliegende Gutachten des Bundeswirtschaftsministeriums gebe dazu die erforderlichen Hinweise.

Für unaufschiebbar halten die Kammerpräsidenten Miksch und Dübbert in Übereinstimmung mit den Architekten- und Ingenieurverbänden in Nordrhein-Westfalen auch eine Anpassung der Honorarhöhen. Die letzte Modifizierung liege bereits acht Jahre zurück. „Aus aktuellen Erhebungen wissen wir: Vielen Büroinhabern steht das Wasser bereits bis zum Hals!“, betont der Präsident der Architektenkammer Hartmut Miksch. So haben nach Angaben des Landesamtes für Datenverarbeitung und Statistik im vergangenen Jahr allein in Nordrhein-Westfalen 230 Architektur- und Ingenieurbüros mit rund 3.700 Mitarbeitern Insolvenz anmelden müssen – ein Anstieg gegenüber dem Vorjahr um 64 %.

Die rund 70.000 Architektur- und Ingenieurbüros in Deutschland bilden mit ihren rund 550.000 Beschäftigten eine tragende Säule unseres Mittelstandes. Eine leistungsgerechte Honorierung darf nach Überzeugung der Architektenkammer Nordrhein-Westfalen und der IK-Bau NRW nicht länger aufgeschoben werden.

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