Internationaler Architektenkongress auf Jersey

Internationaler Architektenkongress auf Jersey. Bundesbauminister hält Architekten-Honorarordnung für unverzichtbar

„Die Honorarordnung für Architekten und Ingenieure ist für ein transparentes Vergabewesen unverzichtbar und muss deshalb erhalten werden.“ Das erklärte Tilo Braune, Staatssekretär im Bundesministerium für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen, auf dem internationalen Architektenkongress der Architektenkammer Nordrhein-Westfalen auf Jersey. Über 220 nordrhein-westfälische Architekten, Politiker, Wirtschaftler und Kulturschaffende diskutierten vom 18. bis 22. Juni unter dem Motto „Architektur und Politik – Europa gestalten!“ auf der britischen Kanalinsel über aktuelle Fragen der Planungsbranche und die Perspektiven nordrhein-westfälischer Architektinnen und Architekten in Europa.

23. Juni 2003

Die Zukunft der Honorarordnung für Architekten und Ingenieure (HOAI) stand im Mittelpunkt der politischen Redebeiträge zu dem Kongress. Staatssekretär Braune ließ keinen Zweifel daran, dass Bundesbauminister Manfred Stolpe in dieser Frage eine klare Gegenposition zu dem Vorhaben des Bundeswirtschaftsministeriums einnimmt, das über eine Aufhebung der gesetzlichen Verbindlichkeit der Preisverordnung nachdenkt. Auch der nordrhein-westfälische Bauminister Dr. Michael Vesper
bestätigte, dass die Honorarordnung sich vor allem in der Praxis der öffentlichen Bauverwaltung bewährt habe. „Mit Blick auf die Harmonisierungsbestrebungen der Europäischen Union sollte die HOAI aber verschlankt und modernisiert werden“, empfahl der Minister den Architekten. Vesper vermied allerdings eine Festlegung in dieser Frage.

„Die Honorarordnung ist eine bewährte Grundlage für ein faires Miteinander von Bauherren, öffentlicher Hand und Architekten“, erklärte Hartmut Miksch, der Präsident der Architektenkammer Nordrhein-Westfalen. Die HOAI stelle im Interesse der Verbraucher und der Allgemeinheit sicher, dass nicht der Preis, sondern die Qualität der Architektenleistungen ausschlaggebend für eine Auftragserteilung sein soll. Miksch unterstützte die Forderung nach einer Novellierung der HOAI. „Wir wollen eine klare, einfache und verlässliche Regelung – im Sinne der Verbraucher“, rief Miksch unter dem Beifall der Kongressteilnehmer.

Im Mittelpunkt des Internationalen Kongresses auf Jersey stand die Frage, welchen Beitrag die nordrhein-westfälischen Architektinnen und Architekten zur baulichen Gestaltung Europas leisten können. Prof. Norbert Walter, Chefvolkswirt der Deutschen Bank, rief die Architekten dazu auf, sich der „Herausforderung Europa“ aktiver zu stellen. Wenn gegenwärtig nur drei Prozent der deutschen Planer ihre Dienstleistungen ins Ausland exportierten, sei dies im Vergleich zu anderen Ländern viel zu wenig.

„ Deutsche Architekten verfügen im Ausland über ein hohes Ansehen. Sie können sich also mit gesundem Selbstbewusstsein dem Wettbewerb stellen“, meinte Walter. Staatssekretär Braune sagte zu, die Bundesregierung wolle sich verstärkt in der Exportförderung für die deutsche Architektenschaft einsetzen. So habe der Wirtschaftsminister die Dienstleistungen der Planungsbranche in seine Außenwirtschaftsoffensive einbezogen.

Der Philosoph Peter Sloterdijk rief dazu auf, die Verantwortung von Bauherren und Investoren für die zwangsläufig immer öffentliche Wirkung ihrer Werke stärker zu thematisieren. „Bauwerke haben einen immensen Einfluss auf die Menschen, ein Gebäude taucht einen Menschen in eine künstliche Welt – ob er will oder nicht“, mahnte Sloterdijk.

Zu den weiteren Referenten des hochkarätig besetzten Kongresses der Architektenkammer gehörten, Dr. Roger Willemsen (Publizist und Moderator), Dr. Theo Sommer (Editor-at-large der ZEIT), Hanno Rauterberg (ZEIT) sowie die Architekten Sir Nicolas Grimshaw (London), Erick van Egeraat (Rotterdam), Hadi Teherani (Hamburg), Hilde León (Berlin), Peter Behnisch (Stuttgart) und Alfred Berger (Wien).

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