Das Bild zeigt die Ausstellungseröffnung „Fluch und Segen. Kirchen der Moderne“ des M:AI NRW in St. Gertrud in Köln
Ausstellungseröffnung „Fluch und Segen. Kirchen der Moderne“ des M:AI NRW in St. Gertrud in Köln. Auch die Bekanntgabe der Gewinnerpro-jekte der Förderberatung am 18.09.19 traf auf breite Resonanz und führte der Ausstel-lung Interessierte aus ganz NRW zu. - Foto: Sebastian Becker

Acht Modellprojekte für Kirchraumwandel

Genau 21 Kirchengemeinden, Pfarreien und bürgerschaftlich Engagierte hatten sich auf einen landesweiten Aufruf der Initiative StadtBauKultur NRW mit ihren Kirchengebäuden um Unterstützung beworben. Unter ihnen wählte eine Fachjury acht Kirchenprojekte aus, die ab Oktober 2019 mit der Entwicklung eines neuen Konzepts für die bauliche Anpassung oder Umnutzung eines Kirchenbauwerks starten. Am 18. September wurden die Gewinner in St. Gertrud in Köln (Architekt: Gottfried Böhm, 1965) bekanntgegeben.

23. September 2019von Christof Rose/StadtBauKultur NRW

„Sakralbauten gehören zu den am besten durchdachten Räumen der letzten 2000 Jahre.“ Mit dieser programmatischen Aussage begrüßte Peter Köddermann von der Landesinitiative StadtBauKultur NRW kirchlich engagierte Menschen aus ganz Nordrhein-Westfalen zur Bekanntgabe der ausgewählten Kirchen-Entwicklungs-Projekte in Köln. Der Co-Kurator der Ausstellung „Fluch und Segen. Kirchen der Moderne“, die gegenwärtig in St. Gertrud zu sehen ist und die Umnutzung bzw. Modifizierung sakraler Bauwerke an 20 Beispielen thematisiert, unterstrich die Bedeutung dieser Planungs- und Bauaufgabe für unser Bundesland: „Es gibt in NRW die größte Dichte an Kirchbauten der Moderne.“ Er sei deshalb froh, dass sich die Architektenkammer Nordrhein-Westfalen und die IK-Bau NRW als engagierte Partner in das Projekt „Zukunft - Kirchen - Räume“ eingebracht hätten, so Peter Köddermann weiter.  

Im Rahmen dieser Initiative, die im Kern eine Informations- und Beratungsplattform darstellt, war ein Wettbewerbsverfahren ausgelobt worden, bei dem sich engagierte Gemeinden oder Gruppen um eine fachliche Initialberatung für ein Umbauprojekt ihres Kirchengebäudes bewerben konnten. Ausgewählt wurden: - Dreifaltigkeitskirche, Essen (Evangelische Kirchengemeinde Essen–Borbeck–Vogelheim) - Pauluskirche, Gelsenkirchen-Bulmke (Evangelische Apostel Kirchengemeinde) - Reformierte Kirche, Iserlohn (Ev. Versöhnungs-Kirchengemeinde Iserlohn; Ev. Kreiskirchen-amt Sauerland-Hellweg) - Lukaskirche, Köln-Porz (Evangelische Kirchengemeinde Porz) - St. Johann Baptist, Krefeld (Katholische Kirchengemeinde Maria Frieden) - St. Barbara, Neuss (Kath. Kirchengemeinde St. Marien im Kirchenverband Neuss-Mitte) - St. Michael, Oberhausen (Katholische Kirchengemeinde St. Marien Alt-Oberhausen) - Ehem. Kreuzkirche, jetzt Diakoniekirche, Wuppertal (Initiative Kreuzkirche (IKK) e. V. in Kooperation mit der Diakonie Wuppertal).

Das  „Zukunftskonzept Kirchenräume“ ist Teil des Kooperationsprojektes „Zukunft – Kirchen – Räume. Kirchengebäude erhalten, anpassen und umnutzen“ und versteht sich als Starthilfe in der Phase der Ideenentwicklung. Neben diesem Unterstützungsangebot entwickelten StadtBauKultur NRW, die Architektenkammer Nordrhein-Westfalen und die Ingenieurkammer-Bau Nordrhein-Westfalen mit Unterstützung der (Erz-)Bistümer und Landeskirchen in Nordrhein-Westfalen sowie unter Mitwirkung der RWTH Aachen und des M:AI NRW die Informationsplattform www.zukunft-kirchen-raeume.de.

Die Internetplattform bietet sämtliche Informationen zur Anpassung oder Umnutzung von Kirchen. Auf der Webseite befinden sich unter anderem Fachinformationen zu Nutzungsentwicklung, Baurecht, Fördermöglichkeiten und Denkmalschutz. Außerdem zeigt sie inspirierende Kirchenumnutzungen aus ganz Nordrhein-Westfalen und nennt konkrete Ansprechpartner.  

Tim Rieniets, Professor für Städtebau an der Leibniz Universität Hannover und als früherer Geschäftsführer StadtBauKultur NRW Initiator des Projektes „Zukunft – Kirchen – Räume“, erläuterte auf der Preisverleihung die identitätsstiftende Bedeutung der Kirchbauten für unsere Städte und Dörfer. „Kirchen sind nicht nur städtebauliche Ankerpunkte, sondern auch emotionale Bestandteile eines Quartiers oder Stadtteils, von Ortschaften und Dörfern.“ Der Umgang mit nicht mehr für sakrale Zwecke benötigten Kirchen sei deshalb für alle Beteiligten eine besondere Herausforderung, die eine große Bereitschaft zur Kooperation verlange.  

Mit „Zukunft – Kirchen – Räume“ verbunden ist die Ausstellung „Fluch und Segen. Kirchen der Moderne“ des Kooperationspartners, des M:AI – Museum für Architektur und Ingenieurkunst NRW. Die Ausstellung widmet sich der Bedeutung von Kirchenbauten und dem baulichen Umgang mit diesen außergewöhnlichen Räumen – angesichts der zunehmenden Leerstände: Schätzungen besagen, dass rund 30 Prozent der etwa 6000 Kirchengebäude in Nordrhein-Westfalen mittelfristig nicht mehr für sakrale Zwecke benötigt werden dürften. Zu sehen ist „Fluch und Segen“ in der 1965 von Gottfried Böhm erbauten Kirche St. Gertrud in Köln, die seit 2010 auch für Ausstellungen und Installationen genutzt wird. Ein Ausstellungsteil widmet sich in Form von Projektionen dem sakralen Raum und seiner räumlichen Bedeutung. Der zweite Teil veranschaulicht an rund 20 aktuellen Projekten in Text und Bild gelungene Konzepte für die Umgestaltung von Kirchengebäuden für andere Nutzungen.  

Zu sehen ist die Ausstellung „Fluch und Segen“ noch bis zum 10. November 2019. Anschließend geht die Ausstellung auf Wanderschaft. Weitere Informationen gibt es hier auf der Website des M:AI.

Teilen via