Ausstellung des „Künstlerinnenpreis NRW 2010“ der Landesregierung im Bereich „Baukunst/Architektur“

Ausstellung "Der Künstlerinnenpreis NRW 2010": Architektinnen auf dem Vormarsch

Seit 1996 wird der Künstlerinnenpreis Nordrhein-Westfalen jährlich in jeweils unterschiedlichen Sparten vergeben - im Jahr 2010 erstmals in der Sparte „Baukunst: Architektur, Städtebau und Landschaftsplanung“. Anlass für die Architektenkammer Nordrhein-Westfalen, die ausgezeichneten und nominierten Bau-Künstlerinnen im Düsseldorfer Medienhafen vorzustellen. Die Ausstellung, die Arbeiten von insgesamt 13 Planerinnen zeigt, wurde am 15. Februar im Haus der Architekten eröffnet.

16. Februar 2011von Christof Rose

„Die Vergabe des Künstlerinnenpreis’ NRW an Architektinnen und Planerinnen zeigt zweierlei: Zum einen werden Architektur und Städtebau durch das Land als künstlerische Disziplinen anerkannt; und zum anderen belegt der Preis eindrucksvoll, dass Architektur in Nordrhein-Westfalen zunehmend weiblich wird.“ Dr. Christian Schramm, Vizepräsident der Architektenkammer NRW, brachte das Besondere des jüngsten Künstlerinnenpreises auf den Punkt. In seiner Begrüßungsansprache hob Dr. Schramm hervor, dass der Anteil der Frauen unter den Kammermitgliedern von knapp 20 Prozent im Jahr 2000 auf heute mehr als 30 Prozent gestiegen ist. „Der Trend wird sich fortsetzen“, prognostizierte der Vizepräsident der AKNW, „weil heute mehr als die Hälfte der Architektur-Studierenden Frauen sind.“ 

Eine Zahl, welche die Staatssekretärin im NRW-Ministerium für Gesundheit, Emanzipation, Pflege und Alter, Marlis Bredehorst, zwar gerne hörte, aber noch für zu gering hielt. „Die Vereinbarkeit von Beruf und Kindern bleibt ein Problem“, meinte Frau Bredehorst und kündigte an: „Wir wollen uns in Zukunft verstärkt unseren ‚Bau-Frauen‘ in NRW widmen.“ Nach ihrer Einschätzung ist der Planungssektor, insbesondere der Hochbaubereich, weiterhin deutlich von Männern dominiert, die auch in der öffentlichen Wahrnehmung das Bild des Architekturschaffenden prägen würden. „Die Ausstellung zeigt, dass es in Nordrhein-Westfalen renommierte Architektinnen gibt, die sich erfreulicherweise häufig auch in der Lehre engagieren.“Eine Frau, die ihren Weg in der männlich geprägten Bau- und Planungsbranche erfolgreich geht, ist Prof. Dr. Barbara Schock-Werner. Die Kölner Dombaumeisterin wurde durch die Übernahme dieser prominenten Aufgabe vor über zehn Jahren nach eigener Einschätzung zur „Front-Frau der Architektinnen-Emanzipation - ob ich wollte oder nicht, diese Rolle habe ich dann angenommen“. Als Jury-Vorsitzende stellte sie die Preisträger und die Nominierungen vor, die in der Ausstellung im Haus der Architekten zu sehen sind. Die Trägerin des Künstlerinnenpreises NRW 2010, Prof. Julia B. Bolles-Wilson, sei für ihr herausragendes und international anerkanntes Gesamtwerk gewürdigt worden. Der Förderpreis, den das Team „Dreihausfrauen“ erhalten hat, sei für die künstlerisch-kreative, zugleich aber fachlich fundierte Arbeit im Grenzbereich zwischen Architektur und Kunst sowie für die originelle Art der Präsentation zuerkannt worden. 

Für Julia B. Bolles-Wilson muss Architektur immer einem künstlerischen Anspruch genügen: „Unser Beruf besteht aus sehr vielen rationalen Vorgängen“, stellt die Architektin fest. „Aber wenn ein Projekt ohne künstlerische Bewertung umgesetzt wird, dann wird daraus keine gute Architektur.“Hintergrundinfo zum Künstlerinnenpreis NRW

Der Künstlerinnenpreis NRW wird seit 1996 jeweils in unterschiedlichen Sparten vergeben. 2010 wurde der Preis erstmals im Bereich „Baukunst: Architektur, Städtebau und Landschaftsplanung“ ausgelobt. Auslober waren die Ministerien für Gesundheit, Emanzipation, Pflege und Alter sowie für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport des Landes Nordrhein-Westfalen. Ziel des Preises war es, das Augenmerk auf Architektinnen zu lenken, die „unsere gebaute Umwelt mit besonderer Kreativität und hohem künstlerischem Anspruch gestalten“. Ihre herausragenden Arbeiten und innovativen Ideen sollten durch den Preis gewürdigt werden und die Öffentlichkeit für ihre Arbeit sensibilisieren. Die Organisation des Künstlerinnenpreises übernahm auch für dieses Verfahren das Frauenkulturbüro NRW e.V. Die Ausstellung wurde kuratiert von Annette Reker. 

Bewerben konnten sich Planerinnen aus den Bereichen Architektur, Städtebau und Landschaftsplanung, die entweder in Nordrhein-Westfalen geboren sind, hier leben oder arbeiten. 

Unter dem Vorsitz von Prof. Dr. Barbara Schock-Werner wählte die Vor- und Hauptjury aus insgesamt 49 Bewerbungen Prof. Julia B. Bolles-Wilson für den Hauptpreis und Patricia Gola, Defne Saylan und Shidokht Shalapour von den „Dreihausfrauen“ für den Förderpreis aus.  

Die Vorjury war mit der Landschaftsarchitektin Prof. Ulrike Beuter, der Stadtplanerin Dipl.- Ing. Ulla Schreiber und der Architektin und Kunsthistorikerin Dr. Karoline Friemann besetzt. Die Mitglieder der Hauptjury waren die Architektin und Stadtplanerin Dipl.-Ing. Leonore Wolters-Krebs, die Landschaftsarchitektin Dipl.-Ing. Hannelore Kossel, Dr. Karoline Friemann und Gerit Christiani, Vorsitzende des Frauenkulturbüros NRW e.V. Darüber hinaus wurden per Juryentscheid weitere Architektinnen auf Grund ihrer besonderen künstlerischen Leistung für die aktuelle Ausstellung im Haus der Architekten nominiert: Gerhild Burkard, Judith Kusch, Rebekka Junge, Christine Wolf, Hilde Léon, Ina-Marie Margarete Orawiec, Eva Reber, Judith Reitz und Henrike Thiemann.Zur Ausstellung erscheint eine Publikation, die im Haus der Architekten ausliegt. Das jüngere Werk von Julia B. Bolles-Wilson lässt sich in einer Buchdokumentation nachlesen, die soeben erschienen ist.Das umfangreiche Werk von 296 Seiten und ca. 900 Abbildungen dokumentiert Projekte der in Münster ansässigen Architekten aus den letzten acht Jahren und zeigt den theoretischen und kulturellen Diskurs auf, der ihren internationalen Ruf untermauert. (Peter Wilson and Julia B. Bolles-Wilson: A Handful of Productive Paradigms; 59,00 €; ISBN: 978-3-00-028141-9)

Die Ausstellung ist bis zum 04. April 2011 im Haus der Architekten zu sehen.

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