JA*-Baustellenbesuch: Junior-Architekt*innen im Knast

Die Justizvollzugsanstalt (JVA) im Willicher Stadtteil Anrath ist mit künftig 768 Haftplätzen eine der größten JVAs in Nordrhein-Westfalen. „Auf jeden Fall wird die Anlage nach Fertigstellung die modernste Haftanstalt in Nordrhein-Westfalen sein“, erklärte Ludger Bölting vom Bau- und Liegenschaftsbetrieb des Landes (BLB NRW) einer Gruppe junger Planerinnen und Planer, die am 23. März Gelegenheit hatte, hinter die Gefängnismauer zu blicken. Im Rahmen der Kampagne „JA* - Junior-Mitglieder“ hatte die Architektenkammer NRW in Kooperation mit dem BLB NRW zu einem Baustellenbesuch eingeladen.

30. März 2023von Christof Rose

Wie Projektleiter Bölting einführend erläuterte, war die bestehende alte JVA in den Jahren 1900 bis 1905 am Standort Willich-Anrath als Männer- und Frauenhaftanstalt errichtet worden. Die JVA Willich II (für Frauen) wurde im Jahr 2009 bereits in unmittelbarer Nachbarschaft neu errichtet. Aktuell werden die historischen Baukörper in zwei Bauabschnitten durch Neubauten ersetzt. „Das alte Ensemble ist zwar denkmalgeschützt, kann aber im Zuge der notwendigen Erneuerung der JVA nicht erhalten werden“, erläuterte Architektin Christine Kahl, die stellvertretende Projektleiterin des BLB NRW, der Jungen-Planer-Gruppe.

Die neuen Einzelhafträume werden eine Zellengröße von 10,5 m2 aufweisen und individuelle Nasszellen enthalten. Zudem wird das Ensemble um weitere Baukörper ergänzt: Ein Mehrzweckgebäude mit Sakralräumen, ein Werkstattgebäude mit Turnhalle, ein Sportplatz sowie Verbindungsgänge und ein Parkplatz sollen die Haftanstalt auf ein zeitgemäßes Niveau heben. „Mich interessiert der Ablauf und das Management einer solchen Großbaustelle“, sagte Ceyda Bulut, Bachelor-Absolventin der PBSA Düsseldorf, die selber aktuell bei einem Bauträger arbeitet. Junior-Architekt Moritz Knetsch reizte der „Blick hinter die Mauern“. Es sei für ihn sehr spannend, eine Bauaufgabe kennen zu lernen, in die man üblicherweise keinen Einblick herhält.

Neben den architektonischen Besonderheiten einer JVA und den damit verbundenen baufachlichen Fragen interessierten die jungen Planerinnen und Planer der AKNW auch die Ausführungen von Thomas Peerebooms, der seitens des Justizvollzugs das Großbauprojekt mit fachlichem Rat begleitet. „Unser Ziel ist die Resozialisierung der Häftlinge“, unterstrich Peerebooms, der selbst viele Jahre als Justizvollzugsbeamter in der JVA Dienst getan hatte. In Willich I säßen viele „Langzeiter“ ein, die teilweise mehr als zehn Jahre in Haft verbringen müssten. „Hier findet ein Lebensalltag statt; die neuen Räumlichkeiten können durchaus zur Stabilisierung der Insassen beitragen.“

Ludger Bölting, der zuständige Projektleiter des BLB NRW, zeigte sich mit dem Baufortschritt zufrieden. „Wir sind in der Zeit und liegen im Kostenrahmen.“ Nach Fertigstellung des ersten Bauabschnitts werden die Häftlinge in diesen umziehen; in einem zweiten Schritt soll dann das jetzige, über 100 Jahre alte Gebäude der Männerhaftanstalt abgerissen und dort ein zweites Hafthaus neu gebaut werden.

Alle Termine unter www.junior-architekt-in.de

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