Kammer vor Ort in Coesfeld
Die Inwertsetzung der Berkel ist für die Stadt Coesfeld in den kommenden Jahren die zentrale städtebauliche Aufgabe. „Und eine ungeheure Chance für unsere Stadt - ökologisch, gestalterisch und für die weitere Stadtentwicklung insgesamt“, wie Thomas Backes, stellvertretender Bürgermeister und Planungsdezernent der Stadt Coesfeld, auf einem Rundgang erläuterte. - Nur ein Beispielprojekt für die Baukultur im Münsterland, die zentrales Thema der jüngsten „Kammer vor Ort“-Veranstaltung der Architektenkammer NRW war. Am 31. August hatte die AKNW in die Bürgerhalle Coesfeld eingeladen. Rund 150 Architekten und Stadtplaner aus dem Münsterland erlebten ein ebenso anspruchsvolles wie anregendes Vortragsprogramm.
„Der Begriff Baukultur beschreibt nicht nur qualitätvolle Bauwerke, sondern auch deren Entstehungsprozesse und die Kommunikation über unsere gebaute Umwelt insgesamt“, betonte Michael Arns, Vizepräsident der Architektenkammer Nordrhein-Westfalen, in seiner Begrüßung. Ein Konzept, an dem sich auch die „Regionale 2016 ZukunftsLAND“ orientiert. Geschäftsführerin Uta Schneider stellte einige Projekte aus der Region vor, die deutlich machten: „Wir wollen nicht nur bauen, wir streben auch eine Verstetigung der interkommunale Zusammenarbeit an, die gegenwärtig durch gemeinsame Regionale-Projekte angestoßen wird.“ Leitthemen der 43 Projekte der Regionale im westlichen Münsterland seien gemeinschaftsorientierte Wohnformen, die Neugestaltung von Kulturangeboten in der Region, die Entwicklung von Zukunftsperspektiven für Einfamilienhausgebiete („Borken hat eine Eigentümerquote von über 80 %“, so Uta Schneider) sowie die Neugestaltung von Flussläufen und Wasserflächen - wie etwa das Projekt „BerkelSTADT“ in Coesfeld.
Architektin und Stadtplanerin Leonore Wolters-Krebs, die seit rund vier Jahrzehnten die Entwicklung des Münsterlandes verfolgt und mit dem Büro Wolters Partner in Coesfeld auch stark beeinflusst hat, hob die Bedeutung integrierter Handlungs- und Entwicklungskonzepte hervor. Diese seien nicht nur notwendig, um Fördergelder nutzen zu können, sondern auch, um langfristige Strategien zu entwickeln und Partnerschaften aufzubauen. Als wichtige Handlungsfelder für die Landesentwicklungsplanung im Münsterland identifizierte Wolters-Krebs die Gestaltung neuer Wohn- uns Gewerbegebiete, die Implementierung regenerativer Energien in Stadt- und Landschaftsbilder, die bauliche Fassung kultureller Angebote im ländlichen Raum sowie den Umgang mit Sakral- und Gemeindebauten.
Letzteres Thema beschäftigte auch die jungen Büros, die auf der Kammer-vor-Ort-Veranstaltung Beispiele für qualitätvolles, anspruchsvolles Planen und Bauen in ländlichen Räumen vorstellten. Christiane Deptolla von DEEN architects (Münster) und Klaus Burhoff (Burhoff und Burhoff Architekten, Münster) unterstrichen die Bedeutung dieser Aufgabe in Zeiten schrumpfender Kirchengemeinden. „Es geht nicht nur um die Umnutzung leerstehender Kirchen und Gemeindehäuser, sondern oftmals auch um den Neubau multifunktionaler Gemeindezentren“, betonte Klaus Burhoff.
Als wesentlicher Baustein für eine lebendige Baukultur wurde überdies von allen Referenten die frühzeitige Einbindung der Bürgerinnen und Bürger in Bau- und Planungsprozesse benannt. „Wenn wir das nicht umfassend und von Anfang an konsequent umgesetzt hätten, wäre das Projekt BerkelSTADT niemals auf den Weg gebracht worden“, resümierte Coesfelds Planungsdezernent Thomas Backes.
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