Leitthemen 2017: Wohnen, Handel und Stadtentwicklung

Energie und Tatkraft - das wünschte der Präsident der Architektenkammer Nordrhein-Westfalen, Ernst Uhing, den rund 250 Gästen auf dem politischen Neujahrsempfang der Kammer am 26. Januar im Haus der Architekten. Neben NRW-Bauminister Michael Groschek konnte Uhing auch die baupolitischen Sprecher der Landtagsfraktionen sowie zahlreiche Gäste aus Wirtschaft und Verwaltung, Kultur und Verbänden begrüßen. Drei Themen zogen sich durch die Ansprachen und die Gespräche der Gäste des Neujahrsempfangs: Wohnungsbau, Stadtentwicklung - und die anstehende Landtagswahl in NRW.

27. Januar 2017von Christof Rose

„Nordrhein-Westfalen braucht ein starkes Bauministerium“, unterstrich Kammerpräsident Uhing in seiner Neujahrsrede. Die großen Herausforderungen, die es in den kommenden Jahren in der Landesentwicklung zu bewältigen gelte, machten es unverzichtbar, Bauen, Wohnen, Stadtentwicklung und wichtige Teile der Infrastruktur in einem einflussreichen Ministerium zusammen zu halten, bekräftige Uhing mit Blick auf die Wahl im Mai. Gemeinsam mit dem bestehenden Ministerium für Bauen, Wohnen, Stadtentwicklung und Verkehr habe die Planungs- und Baubranche in den zurückliegenden Jahren viel erreicht. „Insbesondere der Wohnungsbau muss Chefsache bleiben“, forderte Uhing unter dem Applaus der Gäste. Er forderte Politik und Verwaltung dazu auf, sich dafür stark zu machen, dass der Wohnungsbau weiter an Attraktivität für Investoren und Baugesellschaften gewinnt. „Wir brauchen endlich wieder eine degressive AfA, und wir brauchen eine Staffelung der Grunderwerbssteuer“, rief Uhing unter dem Applaus des Publikums.

Zu den Themen, welche die Arbeit der Architektenkammer im beginnenden Jahr prägen werde, zählte der AKNW-Präsident erneut den Kampf um den Erhalt der HOAI. „Es ist schon erstaunlich, dass die Europäische Union nichts Wichtigeres zu tun zu haben scheint, als gegen ein bewährtes System, mit dem wir in Deutschland über Jahrzehnte beste Erfahrungen gemacht haben, vor Gericht zu ziehen“, spitzte Uhing zu. Zugleich hob er hervor, dass die AKNW sich über die Gremien der Bundesarchitektenkammer aktiv für eine gemeinsame berufspolitische Arbeit der europäischen Architektenkammern engagiere.

Ernst Uhing zeigte sich zuversichtlich, dass das Baukunstarchiv NRW wie geplant im Jahr 2018 eröffnet werden kann. „Das ist ein großer Gewinn für die Baukultur in diesem Land“, unterstrich der Kammerpräsident. Die neue Institution, für welche die AKNW seit Jahren gekämpft hatte, werde als gemeinsame Kraftanstrengung der Architektenkammer NRW, der Ingenieurkammer-Bau NRW, der Stiftung Deutscher Architekten und des Fördervereins für das Baukunstarchiv NRW in Kooperation mit der Stadt Dortmund und mit Fördermitteln des Landes NRW im ehemaligen Museum am Ostwall realisiert. „Wir werden dort nicht nur Nachlässe von Architekten und Ingenieuren sammeln, sondern ein neues, lebendiges Zentrum der Baukultur in NRW etablieren“, versprach Uhing.

Der Präsident der AKNW dankte den anwesenden Vertretern der Landesregierung und den Abgeordneten des Landtags für ihre Unterstützung bei der Novellierung der Landesbauordnung. „Vieles ist hier gut gelungen - auch wenn es einige Regelungen gibt, die das Bauen leider weiter verteuern“, bedauerte Uhing mit Blick auf die neuen Anforderungen im barrierefreien Wohnungsbau.

Eine Einschätzung, die der nordrhein-westfälische Bauminister teilte. „Wichtiger ist mir aber, dass wir die Stellplatzregelung deutlich verbessert haben“, hob Michael Groschek hervor. „Dass nun die Kommunen selbst darüber befinden können, wo wie viele Stellplätze benötigt werden, wird den Städtebau bereichern - und bedeutet hoffentlich ein Ende der Tiefgaragenseuche!“

Als ein Leitthema der kommenden Monate benannte der nordrhein-westfälische Minister für Bauen, Wohnen, Stadtentwicklung und Verkehr die Stadtentwicklung. „Ich will eine Initiative starten, mit der wir gemeinsam dafür Sorge tragen, dass sich die Entwicklung des Handels in unseren Städten städtebaulich verträglich vollzieht“, kündigte Groschek an. Dazu wolle er eine öffentlich-private Partnerschaft u. a. mit den Verbänden des Einzelhandels und der Immobilienwirtschaft schließen. „Es kann nicht sein, dass jede Kommune sich ein Outlet-Center neben den Kirchturm stellt“, verdeutlichte Nordrhein-Westfalens Minister für Stadtentwicklung sein Anliegen. Er führte aus, dass der Fokus im städtebaulichen Diskurs seit den 1980er Jahren - zu Recht - auf der Entwicklung des Bestandes gelegen habe. „Jetzt ist die Stunde des Wandels“, rief Michael Groschek mit Blick auf Veränderungsprozesse im Einzelhandel. Planer, Politik und Auftraggeber müssten gemeinsam um Qualitäten und neue Ideen für die Städte ringen. „Der Investor darf kein Diktator werden, dem sich Kommunen aus einer Notlage heraus beugen müssen“, betonte Groschek.

Der NRW-Bauminister verwies auf die große Bedeutung der Landesinitiative StadtBauKultur NRW, die mit theoretischem Know-how und zahlreichen praktischen Projekten vor Ort wichtige Vermittlungsarbeit leiste. Michael Groschek dankte der Architektenkammer NRW für die engagierte Partnerschaft innerhalb der Landesinitiative, die sich beispielhaft an dem Aktionsprogramm „NRWlebt. - Planen und Bauen im demografischen Wandel“ festmache. Er habe sehr gerne die Schirmherrschaft über dieses Projekt übernommen.

Der nordrhein-westfälische Bauminister nutzte das Forum des Neujahrsempfangs der AKNW, um sich bei verschiedenen Partnern in Politik, Verwaltung und Verbandswesen für die konstruktive, manchmal kritische, immer aber gute Zusammenarbeit zu bedanken. „Gemeinsam sind wir verdammt stark“, erklärte Michael Groschek und kündigte an, gerne auch im kommenden Jahr auf dem Neujahrsempfang der AKNW sprechen zu wollen - nach der Landtagswahl in NRW.

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