Vertreterversammlung: Ernst Uhing ist neuer Präsident der AKNW

Die Neuwahl eines Präsidenten stand im Mittelpunkt der diesjährigen Vertreterversammlung der Architektenkammer Nordrhein-Westfalen. Die 201 Delegierten trafen sich am 9. November im Düsseldorfer Hyatt-Hotel, um berufspolitische Leitlinien für die Kammerarbeit zu beraten, den Vorstand zu entlasten, den Haushalt 2014 zu beschließen - und um wichtige Führungsämter in der ehrenamtlichen Leitung der AKNW neu zu besetzen. Mit Spannung war vor allem die Wahl des Nachfolgers von Präsident Hartmut Miksch erwartet worden - mit Ernst Uhing und Jochen König hatten zwei Mitglieder des Vorstands der AKNW sich dazu bereit erklärt, für diese anspruchsvolle und fordernde Aufgabe zur Verfügung zu stehen. Mit 119 Stimmen für Ernst Uhing entschieden sich die Delegierten mit deutlicher Mehrheit für den angestellten Architekten aus Lüdenscheid (BDB). Jochen König (BDA) erzielte ein Ergebnis von 70 Stimmen.

12. November 2013von Christof Rose

In seiner Antrittsrede betonte Uhing, er werde sich darum bemühen, die Interessen aller 30.000 Architektinnen und Architekten, Innenarchitekten, Landschaftsarchitekten und Stadtplaner in Nordrhein-Westfalen mit gleicher Intensität zu vertreten. „Gemeinsam werden wir dafür Sorge tragen, dass die Architektenkammer NRW eine starke Stimme für die nordrhein-westfälische Architektenschaft und für die Baukultur in unserem Land bleibt!“ Als zentrale Themen für die nächsten Jahre benannte der neue Präsident das Planen und Bauen im demografischen Wandel, die Sicherstellung bezahlbaren Wohnraums in den Wachstumsregionen unseres Landes, eine intensive politische Kontaktpflege und den ungebrochen starken Einsatz der Architektenkammer Nordrhein-Westfalen für die Baukultur. „Ich setze auf Kontinuität und möchte das, was wir gemeinsam unter der Führung von Hartmut Miksch erreicht haben, fortentwickeln und ausbauen.“

Auch die Neuwahl eines Vizepräsidenten war notwendig geworden, nachdem Reiner Fuest aus diesem Amt ausgeschieden war. Als Vertreter der angestellten Architektinnen und Architekten wurde AKNW-Vorstandsmitglied Klaus Brüggenolte (61) zum Vizepräsidenten gewählt. Gemeinsam mit Michael Arns und Dr. Christian Schramm übernimmt Brüggenolte nun die Vertretung des Präsidenten. Neu in den Vorstand wählte die Vertreterversammlung (als Nachrücker für Präsident Uhing und Vizepräsident Brüggenolte) den Architekten Claus Klein (53, Tönisvorst) und den Architekten und Stadtplaner Eric-Michael Wollesen (66, Lippstadt).

Hartmut Miksch wird Ehrenpräsident der Architektenkammer

Das Architektenparlament ernannte den scheidenden Präsidenten Hartmut Miksch zum Ehrenpräsidenten der Kammer. Wie Ernst Uhing betonte, habe Miksch die Architektenkammer in seiner mehr als zwölf Jahre langen Präsidentschaft zielstrebig entwickelt und zu einem unverzichtbaren Partner für Politik und Verwaltung gemacht. „Die nordrhein-westfälischen Architektinnen und Architekten sind in der Gesellschaft präsent und werden umfassend wahrgenommen - sowohl in der Öffentlichkeit und den Medien als auch vom Parlament und der Landesregierung“, fasste Präsident Uhing zusammen. Dies sei vor allem dem unermüdlichen und überzeugenden Einsatz von Hartmut Miksch zu verdanken.

HOAI: Tariftreue der Öffentlichen Hand

Die Vertreterversammlung diskutierte auch aktuelle berufspolitische Fragestellungen. Der Vorstand wurde beauftragt zu prüfen, in wie weit das Kriterium der Auskömmlichkeit der Honorare insbesondere von der Öffentlichen Hand ausreichend gewürdigt wird. Hintergrund des Antrags waren Beobachtungen, dass einige öffentliche Auftraggeber systematisch versuchen, die Anforderungen der HOAI zu unterlaufen. Dies läuft u. a. durch die Festsetzung von Nebenkosten auf 0 Prozent, den Verzicht auf Vereinbarung von Umbauzuschlägen (ein Mindestsatz wird in der neuen HOAI nicht mehr verlangt) und über die Vereinbarung von deutlich zu niedrigen Stundenlöhnen. Ein solches Verhalten öffentlicher Auftraggeber sei „inakzeptabel und existenzbedrohend“, war sich die Vertreterversammlung einig.

Weitere Anträge zur Berufspolitik

Ein weiterer Antrag aus den Reihen des BDA befasste sich mit der Frage, wie Kammermitglieder erfolgreich Rügen bei der zuständigen Vergabekammer gegen Verfahren nach der VOF einreichen können. Da hier nicht die AKNW stellvertretend tätig werden kann, wird die Architektenkammer nun einen Leitfaden für Mitglieder konzipieren, der als praktische Hilfestellung dienen, aber zugleich auch dazu ermutigen soll, sein gutes Recht auf diesem Wege zu erlangen.

Die Architektinneninitiative warf einen kritischen Blick auf die Besetzung öffentlicher Veranstaltungen der AKNW. Es sei festzustellen, dass vergleichsweise wenige Frauen auf Podien und in Diskussionsveranstaltungen eingeladen würden. Zwar sei eine Quotierung kaum zu erfüllen; Ziel der Architektenkammer müsse es aber sein, bei der Besetzung von Veranstaltungen darauf zu achten, dass die Verteilung zwischen Männern und Frauen in etwa das Geschlechterverhältnis in der Mitgliedschaft widerspiegele. Hier haben die Frauen einen Anteil von aktuell etwa 32 Prozent, mit steigender Tendenz. Die Vertreterversammlung stimmte dem Grundgedanken des Antrags nach lebhafter Diskussion zu, so dass nun „möglichst“ auf eine entsprechende Verteilung der Aufgaben auf Männer und Frauen geachtet werden soll.

Haushalt verabschiedet

Einstimmig gebilligt wurden der Abschluss des Rechnungsjahrs 2013 und der Haushaltsplan 2014 der Architektenkammer NRW. Ein bedeutsamer Titel darin ist weiterhin die Öffentlichkeitsarbeit. „Die Leistungen unserer Mitglieder in der Bevölkerung bekannt zu machen und für ein hohes Niveau an Baukultur zu werben, ist eine ganz zentrale Aufgabe der Architektenkammer NRW“, hatte der scheidende Präsident Hartmut Miksch in seinem Resümee über zwölf Jahre Präsidentschaft gesagt. Die Zahl der Kammerveranstaltungen sei deshalb kontinuierlich erhöht worden. Heute führt die Architektenkammer Nordrhein-Westfalen jedes Jahr mehr als 60 Tagungen und Kongresse, Fachveranstaltungen und öffentliche Diskussionen, Podien und Expertenrunden, Ausstellungen und Schulprojekte durch.

Fazit des neuen Ehrenpräsidenten

Hartmut Miksch betonte auch die hohe Kompetenz, die der Kammer in der Sacharbeit zugesprochen werde. Dass die AKNW gegenwärtig in zwölf Gesetzgebungsverfahren eingebunden sei, könne als deutliches Indiz für diese Wertschätzung gedeutet werden. Dies liege sicherlich auch daran, dass die Kammer mit ihrer Medien- und Öffentlichkeitsarbeit eine starke Präsenz in der Wahrnehmung von Multiplikatoren und politischen Entscheidungsträgern genieße. „Ziel meiner Arbeit war immer, die hohe Qualität der Leistungen unserer Mitglieder zu sichern und öffentlich darzustellen“, so der neue Ehrenpräsident der AKNW. Die Festschreibung einer Mindeststudiendauer von acht Semestern und die Einführung einer kontrollierten Fortbildungsverpflichtung für alle Mitglieder seien wichtige Erfolge auf diesem Weg gewesen, die auch von der großen Mehrzahl der Mitglieder in NRW mitgetragen wurden.

Baukunstarchiv NRW bleibt auf der Agenda

Mit leichter Enttäuschung gab Hartmut Miksch der Vertreterversammlung einen Bericht über die Entwicklung des „Baukunstarchiv NRW“. Die Architektenkammer verfolgt gemeinsam mit der Ingenieurkammer-Bau NRW schon seit mehreren Jahren das Vorhaben, die Nachlässe bedeutender nordrhein-westfälischer Architekten und Ingenieure in einem speziellen Archiv zu sichern und für die Forschung zugänglich zu machen. Leider sei es aber noch nicht gelungen, eine mittelfristige Finanzierung sicher zu stellen, so Hartmut Miksch. Aus diesem Grund sei auch im Laufe des vergangenen Jahres das Projekt, das Baukunstarchiv im ehemaligen Museum am Ostwall in Dortmund unterzubringen, gescheitert. „Das Baukunstarchiv NRW bleibt ein wichtiges Ziel der Architektenkammer und der Stiftung Deutscher Architekten“, unterstrich Miksch unter Applaus der Vertreterversammlung. Ein Ziel, für das er sich auch als Ehrenpräsident mit Nachdruck einsetzen werde.

Als sehr erfolgreich wertete Hartmut Miksch die Arbeit der Stiftung Deutscher Architekten, von der vor allem der Berufsnachwuchs stark profitiere. Die Stiftung fördere auf überzeugende Weise angehende Architektinnen und Architekten auf ihrem Weg in das Berufsleben. Neben dem Förderpreis und dem Entwurfsseminar hätten jüngst die noch neuen Promotionsstipendien den wissenschaftlichen Anspruch der Stiftung unterstrichen. Auch die Akademie der Architektenkammer NRW arbeite mit großem Erfolg und überzeuge Mitglieder und Gäste mit einem Seminarprogramm, das auf höchstem Niveau angeboten werde. Als dritte „Kammertochter“ habe sich das Versorgungswerk hervorragend entwickelt und stehe aktuell - in wirtschaftlich turbulenten Zeiten - weiterhin exzellent da. „Unserer Renten sind sicher - auch die der jungen Kolleginnen und Kollegen“, versprach der langjährige Kammerpräsident.

Versorgungswerk: „Sehr gut behauptet auf unruhigen Märkten“

Diese Einschätzung teilten auch die Wirtschaftsprüfer und der Aufsichtsausschuss. Dessen Vorsitzender, der Kölner Architekt Rolf Vollmer, lobte das zuverlässige und vorausschauende Handeln der Geschäftsführung, der es gelungen sei, trotz weiterhin unruhiger Finanzmärkte sich sehr gut zu behaupten. Bei einer Bilanzsumme von 7,19 Milliarden Euro im Jahr 2012 (Vorjahr: 6,68 Mrd. €) konnte eine Nettorendite von 4,2 % (Vorjahr: 4,1 %) erreicht werden. „Das sind erfreuliche Werte, die bei weitem nicht jedes deutsche Versorgungswerk so vermelden kann“, betonte Rolf Vollmer. Ende 2012 waren 43 308 Personen beim Versorgungswerk versichert, 416 Personen mehr als 2011. Anwartschaften und Renten steigen gemäß Beschluss der Vertreterversammlung zum 1. Januar 2014 um 1,71 %.

Mit Optimismus in die Zukunft

Auch wenn die Mitgliederzahlen wohl nicht mehr dauerhaft wachsen werden, sei die AKNW eine sehr gut aufgestellte Institution der berufsständischen Selbstverwaltung, fasste der neue Präsident Ernst Uhing zusammen. Eine Kammer, die sich sowohl im politischen Alltag als auch in der beruflichen Praxis der Mitglieder immer wieder bewähre. „Ich freue mich darauf, mit Ihnen gemeinsam dafür zu kämpfen!“ 

 


Ernst Uhing, Architekt aus Lüdenscheid

Ernst Uhing engagiert sich seit vielen Jahren für die Belange der Architektinnen und Architekten in Nordrhein-Westfalen und für die Baukultur im Lande. Seit 2001 ist er Mitglied im Vorstand der Architektenkammer NRW, seit 2010 gehört er darüber hinaus dem Vorstand der Bundesarchitektenkammer an. Berufspolitisch aktiv ist der angestellte Architekt außerdem seit vielen Jahren im Bund Deutscher Baumeister, Architekten und Ingenieure (BDB), wo er geschäftsführender Vorstand des Landesverbands Nordrhein-Westfalen ist. Für sein ehrenamtliches Engagement wurde Ernst Uhing 2009 mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande ausgezeichnet.

Als Technischer Geschäftsleiter der Hagener Gemeinnützigen Wohnungsgesellschaft befasst sich der Lüdenscheider Architekt schwerpunktmäßig mit dem Portfolio-Management und dem Planen und Bauen im Bestand. „Eine besondere Relevanz hat dabei für unsere Wohnungsgesellschaft in den letzten Jahren das Planen und Bauen für eine alternde Gesellschaft bekommen“, unterstreicht Ernst Uhing. Der demografische Wandel werde ein zentrales Thema für die Architektenkammer NRW in den kommenden Jahren sein, kündigte der neue Präsident der Architektenkammer an.

Vita Ernst Uhing

Geboren 05.01.1956, wohnt in Lüdenscheid. Ausbildung zum Bauzeichner; Fachabitur; Studium der Architektur an der Fachhochschule, Abschluss Dipl.-Ing.; seit 2000 Technischer Geschäftsleiter der Hagener Gemeinnützigen Wohnungsgesellschaft.

Berufspolitische Ämter:

  • seit 2010 Mitglied im Vorstand der Bundesarchitektenkammer
  • Vorsitzender des BAK-Ausschusses „Angestellte und Beamte“
  • seit 2010 Mitglied im Beirat IdEE von NRW-Bauministerium und Haus & Grund NRW
  • seit 2005 Gründungsmitglied im Aufsichtsrat der Akademie der Architektenkammer NRW
  • seit 2001 Mitglied im Vorstand der Architektenkammer NRW und Vorsitzender des Ausschusses „Belange der Tätigkeitsarten“
  • seit 2001 Mitglied in der Bundeskammerversammlung der Bundesarchitektenkammer
  • seit 1999 geschäftsführender Landesvorstand des BDB NRW
  • seit 1997 Landesvorstand BDB NRW
  • seit 1992 Mitglied der Vertreterversammlung der Architektenkammer NRW und Mitglied des Ausschusses „Angestellte Architekten/Öffentlicher Dienst“
  • seit 1983 Mitglied im Bund Deutscher Baumeister, Architekten und Ingenieure (BDB)

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