Zukunftskongress 2022: „NRW wird klimaneutral“

"Durch die Bündelung aller Kräfte aus Wirtschaft, Politik, Forschung und Gesellschaft soll es gelingen, „eine innovative Energiewende umzusetzen und den Klimaschutz in der Verantwortung für die kommenden Generationen mit Nachdruck anzugehen“. So lautete die Ausgangsthese des „Zukunftskongresses“, der heute (21.06.22) in Essen stattfand. Unter dem Hashtag „#NRWwirdklimaneutral“ veranstaltete die seit Januar 2022 arbeitende neue Landesgesellschaft NRW.Energy4Climate ihren großen Auftaktkongress im Rahmen der Fachmesse „E-world energy & water 2022“.

21. Juni 2022von Christof Rose

Der Vorsitzende der Geschäftsführung der neuen Agentur NRW.Energy4Climate, Ulf Reichert, erklärte, das Ziel laute, NRW bis 2045 klimaneutral umzugestalten. „Das ist eine Mammutaufgabe, die wir nur gemeinsam schaffen können“, betonte Reichert. Die neue Landesgesellschaft wolle dabei die Akteure aus den vier zentralen Sektoren Energiewirtschaft, Produktion und Industrie, Wärme und Gebäude sowie Mobilität – die zusammen 90 Prozent des CO2-Ausstoß verantworteten – unterstützen. „Wir wollen uns dabei auf Projekte konzentrieren, die skalierbar sind und Vorbildwirkung auf Landesebene entfalten können“, erläuterte Ulf Reichert den konzeptionellen Ansatz von NRW.Energy4Climate. „Wir müssen deutlich mehr Tempo machen für den Klimaschutz. Die Zeichen dafür stehen gut!“

Klimaneutral bis 2045

In seiner Keynote stellte NRW-Wirtschaftsminister Prof. Dr. Andreas Pinkwart die Strategie des nordrhein-westfälischen Ministeriums für Wirtschaft, Innovation, Digitalisierung und Energie für den klimagerechten Umbau des Landes vor. „Wir sind das erste Bundesland in Deutschland, das die ambitionierten Ziele, die der Bund vorgegeben hat, bereits in eine gesetzliche Vorgabe gegossen hat.“ NRW werde bis 2030 schon 70 Prozent seiner Kohleverstromung vom Netz nehmen; dieser Kompromiss bedeute für unser Bundesland einen harten Schnitt, da Nordrhein-Westfalen seine Energie bislang vornehmlich über die Verstromung von Braun- und Steinkohle sichergestellt habe.

Ausbau der Regenerativen

Dies solle künftig über Photovoltaik, über Onshore- und Offshore-Windanlagen sowie - als Brückentechnologie – über Gasverstromung erreicht werden. Konkret solle die Windkraft verdoppelt sowie die Photovoltaik verdreifacht bis vervierfacht werden. Leider habe der russische Angriffskrieg auf die Ukraine die geplanten zeitlichen Abläufe durcheinander gebracht. „Wir wollen aber an unseren Zielen festhalten und den Ausbau der regenerativen Energie schnell voran bringen. Es muss jetzt noch einmal schneller gehen, wenn wir Gas einsparen müssen“, bekräftigte Energieminister Pinkwart.

Natürlich müssten diese Ziele verbunden werden mit der Sicherstellung von Arbeitsplätzen. Die Landesregierung helfe den Unternehmen dabei, den klimaneutralen Umbau zu realisieren. „Grüner Wasserstoff“ werde dabei für den Industriesektor eine wichtige Rolle spielen. „Wir müssen in ganz Deutschland noch deutlich mehr tun, um die Regenerativen auszubauen. Das gilt auch für uns in NRW“, so Prof. Andreas Pinkwart, der dafür warb, unter Klimaschutzgesichtspunkten über die Nutzung von Kernenergie neu nachzudenken. Grundsätzlich gelte: „Eine starke Wirtschaft ist eine Voraussetzung für einen effektiven Klimaschutz!“

Gebäudesektor und Genehmigungen

Im Dialog mit Moderatorin Andrea Grießmann erläuterten die Geschäftsführer der neuen Landesgesellschaft NRW.Energy4Climate ihre Strategie zur Unterstützung und Förderung der von Minister Pinkwart vorgestellten Ziele. Samir Khayat sagte, es gehe für die Industrie um eine Transformation „bis in den letzten Kleinbetrieb hinein“, und dabei seien Versorgungssicherheit und funktionierende Infrastruktur wichtige Grundelemente. Gleichwohl werde sich NRW.Energy4Climate auf ausgewählte Innovationsprojekte konzentrieren, die skaliert werden können.

„Nicht so im Fokus steht zumeist der Gebäudesektor, der aber sehr wichtig ist. Hier müssen wir zu deutlich besseren Werten bei der Beheizung kommen, etwa über den Ausbau von Wärmepumpen und Photovoltaik.“ Genehmigungsverfahren etwa für Windparks, die fünf bis sieben Jahre dauerten, seien nicht mehr hinnehmbar. „Wir haben nur noch 23 Jahre“, erinnerte der Geschäftsführer von NRW.Energy4Climate. „Wir müssen uns maximal vernetzen, um Wissen zu nutzen und Projekte entwickeln, die vielfach nachgeahmt werden können."

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