Neue Reihe „Architektur und Film“ in vier Programmkinos in NRW

Architektur ist seit der Erfindung der Fotografie ein zentrales Thema der Fotokunst. Wie das Zusammenspiel im Film dargestellt werden kann, zeigt die neue Ausgabe der Reihe „Architektur und Film“ der Architektenkammer NRW und des Filmmuseums der Landeshauptstadt Düsseldorf. Im Oktober und November 2025 werden in Programmkinos in Düsseldorf, Bielefeld, Dortmund und Münster an vier Abenden selten gezeigte Filme präsentiert, die Architekturbilder und ihre Fotografinnen und Fotografen in den Mittelpunkt rücken – und dabei Kunst- und Zeitgeschichte erzählen. – Besonderes Highlight: Am 6. November werden im Filmhaus Köln in einem „Special“ zum Film „Die Fotografen Bernd und Hilla Becher“ die Regisseurin sowie der Sohn des berühmten Fotografenpaares, Max Becher, zu Gast sein.

15. September 2025

Architektur ist ein stilles und geduldiges Modell für die Fotografie – und bietet damit perfekte Voraussetzungen für lange Belichtungszeiten. Bei der bahnbrechenden Erfindung der Fotografie in der Mitte des 19. Jahrhunderts waren Bauwerke die ersten Motive überhaupt – wie es die ersten Daguerreotypien beweisen. Architekturfotograf*innen gibt es viele, ihre Herangehensweisen sind vielfältig – dennoch sind Dokumentarfilme über sie selten. Die neue „Architektur und Film“-Staffel bietet einen filmischen Einblick in die Welt der Architekturfotografie. Es geht um eine Dreiecksbeziehung: Architektur, vermittelt durch Fotografie, inszeniert durch Film. Einerseits liegt der Fokus auf Fotograf*innen und Künstler*innen, die für das Genre berühmt sind und es nachhaltig geprägt haben. Andererseits treten die Objekte selbst in den Vordergrund.

Gezeigt werden folgende Filme:

  • „Lucien Hervé: Photographe malgré lui / Lucien Hervé: Photographer despite himself“ (B 2013 · 54 min · OmU · digitalDCP)
    Ein Fotograf mit der Seele eines Architekten: So beschrieb Le Corbusier Lucien Hervé (1910 - 2007, geboren in Ungarn als László Elkán), nachdem er die 600 Fotografien seiner Unité d’habitation in Marseille gesehen hatte, die Hervé an einem einzigen Tag aufgenommen hatte. Die Begegnung mit Le Corbusier beeinflusste Hervés Karriere nachhaltig: Er wurde dessen offizieller Fotograf und begleitete ihn bis nach Chandigarh (Indien).
  • Im Anschluss: „Das Haus“ (B·A · 21 min · ohne Ton · digitalDCP)
    Der auf 16 mm gedrehte Experimentalfilm „Das Haus“ erforscht die skulpturale Dimension der Architektur am Beispiel eines von dem belgischen Architekten Juliaan Lampens (1926 - 2019) in Sint-Martens-Latem entworfenen Hauses. Die österreichische Künstlerin Aglaia Konrad (*1960) interessiert sich für das Potenzial des filmischen Mediums, eine architektonische Erfahrung zu erzeugen – und nicht nur einzufangen.
  • „Visual Acoustics: The Modernism of Julius Shulman“ 
    (USA 2009 · 84 min · OmU · digitalDCP)
    Ein ikonisches Werk im Bereich der Architekturfotografie: Ein modernistisches Haus in den Hollywood Hills schwebt über der Metropole Los Angeles. Der Künstler hinter dieser Fotografie ist Julius Shulman (1910 - 2007), der neben Ezra Stoller als einer der bedeutendsten Architekturfotografen der Nachkriegsmoderne in den USA gilt. Das „Stahl-House“, auch als „Case Study House #22“ bekannt, war von Pierre Koenig (1925 - 2004) im Jahr 1960 gebaut worden. Shulman selbst wuchs in Los Angeles auf und dokumentierte die dortige Stadtentwicklung ab 1936 fotografisch.
  • „Die Fotografen Bernd und Hilla Becher“
    (D 2015 · 94 min · DF · digital1080p)
    Fotografien und Filme über Industriearchitektur waren im 19. Jahrhundert zwei wichtige Verfahren, mit denen die monumentale Macht der industriellen Revolution gefeiert werden sollte. In den 1950er Jahren entwickelten Bernd (1931 - 2007) und Hilla Becher (1934 - 2015) einen anderen Ansatz. Nüchtern-sachlich dokumentierten sie Zeugnisse einer verschwindenden Industrielandschaft in Deutschland. Die Filmemacherin Marianne Kapfer arbeitete von 2002 bis 2015 mit Hilla Becher an dieser Dokumentation. Der letzte Nachtrag im Film ist ein Interview mit dem Sohn des Fotografenpaares, Max Becher.
  • Architektur und Film-Special in Köln
    Im Kontext der Ausstellung „Bernd und Hilla Becher. Geschichte einer Methode“ (05.09.2025 - 01.02.2026) in der Photographischen Sammlung/SK Stiftung Kultur der Sparkasse KölnBonn ist „Architektur und Film“ zu Gast am Filmhaus Köln. Im Anschluss an die Aufführung des Films „Die Fotografen Bernd und Hilla Becher“ findet ein Gespräch mit der Regisseurin Marianne Kapfer und Max Becher, dem Sohn des Ehepaars, statt; Moderation: Gabriele Conrath-Scholl (Kuratorin der Ausstellung und Leiterin der Photographischen Sammlung).
  • „Soviet Bus Stops“
    (CAN·DEN 2022 · 57 min · englisch · DCP)
    Die Architekturen in den Ländern der früheren Sowjetunion sind vielfältig. Eher unbeachtet bleiben meistens Nutzbauwerke wie Bushaltestellen. Gerade sie entfalteten aber auf dem Gebiet der Sowjetunion eine überraschende Vielfalt, in der sich die lokale Kunstfreiheit sowie die vielen regionalen Kulturen in diesem riesigen Gebiet widerspiegeln. Der kanadische Fotograf Christopher Herwig reiste über 50.000 km durch die 15 Länder der ehemaligen UdSSR.
  • Im Anschluss:Armenien - Im Visier von Ursula Schulz-Dornburg“
    (D·F 2025 · 14 min · deutsch · digitalDCP)
    Die deutsche Künstlerin Ursula Schulz-Dornburg (*1938; Becher-Preis 2025) reiste zwischen 1997 und 2002 wiederholt nach Armenien. Ihre analoge Fotoserie „In Transit“ zeigt Menschen an Orten des anhaltenden, wiederholten Wartens. Die anachronistischen Bushaltestellen wirken wie kleine Inseln des Ausharrens inmitten eines „geopoetischen“ Niemandslands. Die russisch-französische Regisseurin Lisa Alissova (*1979) drehte die Reisereportage für Arte.

In der Black Box in Düsseldorf führt die Kunsthistorikerin und Kuratorin der Reihe, Océane Gonnet, an allen Terminen mit einem prägnanten Vortrag in die Filme ein. – In Münster, Bielefeld und Dortmund erfolgt die Einführung in filmischer Form. Eine Ticket-Reservierung wird empfohlen.  

Termine und Kinos:

  • Düsseldorf, Black Box: 01.10., 08.10., 15.10., 22.10.
  • Dortmund, sweetSixteen: 04.11., 11.11., 18.11., 25.11
  • Münster, Cinema: 12.10., 02.11., 16.11., 07.12.
  • Bielefeld, Lichtwerk: 28.10., 09.11., 11.11., 18.11.
  • Köln, Filmhaus: 6.11. („Special“), 19:30 Uhr

Zum Flyer (PDF)

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